K 43 Ökumenischer Arbeitskreis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Reutlingen - Ökumenischer Arbeitskreis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Reutlingen (1989-2001)
Erstellt: 2021
Einleitung
Zur Geschichte des Arbeitskreises
Der "Ökumenische Arbeitskreis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" (ÖAK) in Reutlingen entstand 1987 und bestand bis 2001.
Die Vorgeschichte
1983 schlug Peter Schaefer, Mitglied der Kreuzkirchengemeinde und Geschäftsführer von "Dienste in Übersee", vor, im November in Reutlingen eine Friedensdekade durchzuführen. Als Vorbild nannte er die Veranstaltungsreihe der Kreuzkirche in Ludwigsburg (Pfarrer Martin Hermann). Dort und an anderen Orten wurde damit eine Anregung von Aktion Sühnezeichen aufgegriffen, die zurückgeht auf "Friedenswochen" der Kirchen in den Niederlanden seit ca. 1980. Der Kirchengemeinderat der Kreuzkirche stimmte dem Vorschlag zu und richtete eine Vorbereitungsgruppe aus drei Mitgliedern des Kirchengemeinderats und drei Mitgliedern das Arbeitskreis Frieden an der Kreuzkirche ein.
Die erste Reutlinger Friedensdekade fand im November 1984 in der Kreuzkirche statt. Diese fand eine breite Resonanz auch in anderen Gemeinden und christlichen Gruppen, so dass die Friedensdekade 1985 schon von einem breiten ökumenisch zusammengesetzten "Vorbereitungskreis kirchliche Friedensdekade" vorbereitet wurde.
Um die Anregungen der 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver (1983) und des dort ausgerufenen Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung aufzunehmen, wurde 1987 der Namen geändert in "Ökumenischer Arbeitskreis für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung". Alle landeskirchlichen und römisch-katholischen Gemeinden sowie die evangelisch-methodistische und die baptistische Gemeinde beteiligten sich, vor allem die "Arbeitskreise Frieden" der Kreuzkirche, der Auferstehungskirche und der evangangelisch-methodistischen Gemeinde, die Pax-Christi-Gruppe und die Shalom-lnitiative der Baptisten. Mit der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) wurde eng zusammengearbeitet.
Das evangelische Dekanat stellte jedes Jahr einen Rahmenbetrag von 2.500 DM für die Veranstaltungen - z.B. den Druck der Plakate - zur Verfügung. Daneben gab es Vorträge, thematische Gottesdienste und Informationsveranstaltungen. Die Tradition der Reutlinger monatlichen Shalom-Gottesdienste, die von 1984 bis 1991 in der Nikolai-Kirche stattgefunden hatten, wurde inhaltlich aufgenommen. Das Themenfeld der Veranstaltungen umfasste die ganze Bandbreite der Trias Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsverantwortung.
Wichtige impulsgebende Mitarbeitende waren viele Jahre Peter Schaefer und seine Frau Beate Schaefer, die Delegierte der Herrnhuter Brüdergemeine bei den Ökumenischen Versammlungen 1988 in Königstein und Stuttgart und auf europäischer Ebene 1989 in Basel war. Andere prägende Mitglieder waren die Pfarrer Kunz (Marienkirche), Schüz und dann Vöhringer (Betzingen), Schuldekan Otter, Jugendpfarrer Schaible, Pfarrer Stapperfenne von den Baptisten und der junge Christoph Klaiber von den Methodisten.
Der ÖAK Reutlingen war das Vorbild für die Gründung des Ökumenischen Netzes Württemberg im Jahr 1988 - vor allem darin, dass es nicht persönliche Mitgliedschaften gab, sondern nur Gemeinden und Gruppen. Peter Schaefer übernahm auch die Geschäftsführung des Ökumenischen Netzes Württemberg (ÖNW).
Die Aktivitäten des ÖAK
Schwerpunkt des ÖAK war die Vorbereitung und Koordinierung der jährlichen ökumenischen Friedensdekade mit Gottesdiensten, Vorträgen und anderen Veranstaltungen in vielen Gemeinden in einem gemeinsamen Programm. Im Gedächtnis vieler blieben z.B. die Vorträge von Darlene Keju-Johnson, die schon 1983 bei der Vollversammlung in Vancouver über die Folgen der Atomversuche im Pazifik berichtet hatte, oder von Dorothee Sölle über Nicaragua.
Daneben organisierte der ÖAK auch andere Veranstaltungen. Er arbeitete auch mit in dem zeitweise bestehenden "Forum Lokale Agenda in Reutlingen" (FLAIR), das in "weltlicher" Parallele zum "konzili-aren Prozess" die Themen der Agenda 21 der UN-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 mit ihrem Programm der "Nachhaltigkeit" im 21. Jahrhundert weiter verfolgte.
Eine wichtige Aktion des Arbeitskreises war 1994 die Gründung des "Eine Welt Vereins Reutlingen" mit dem Ziel, einen Weltladen in Reutlingen zu schaffen. Dieser wurde 1995 in Räumen der Gesamt-kirchengemeinde eröffnet. - Dieser Eine Welt Verein ist inhaltlich und personell auch eine Fortsetzung des Ökumenischen Arbeitskreises für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der sich 2001 auflöste. Manchen Mitgliedern war die aktive und konkrete Mitarbeit im Weltladen oder in der Flüchtlingsarbeit wichtiger als die Planung und Organisation von Vorträgen und Gottesdiensten.
Eine wichtige Anregung aus dem ÖAK und dem Arbeitskreis Frieden an der Kreuzkirche war die jährliche Feier zur Reichspogromnacht am 9. Dezember. Dieser Gedanke wurde bes. von Prof. Dr. Eberhard Hohloch vertreten, dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderats der Kreuzkirche. Später wurde die Initiative von der Stadt Reutlingen und den Reutlinger Schulen aufgenommen und fortgeführt.
Zum Bestand
Der Bestand umfasst den Zeitraum 1989 bis 2001. Er enthält wohl vollständig alle Protokolle der Sitzungen, einen Teil des Schriftwechsels und viele Zeitungsberichte über öffentliche Veranstaltungen. - Dokumente aus den Jahren 1983 bis 1989 wären wohl noch in den Protokollen und Archiven der Kirchengemeinden zu finden.
Die hier gesammelten Dokumente sind ein gutes Beispiel, wie in einer Stadt in ökumenischer Breite die Anstöße aus der Ökumene für einen kirchlichen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung aufgenommen und verbreitet wurden.
Der Bestand wurde auf Bestandsebene von Dr. Jürgen Quack erschlossen und im März 2021 dem Landeskirchlichen Archiv übergeben.
Stichworte
Reutlingen | Ökumenischer Arbeitskreis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Reutlingen | Konziliarer Prozess | Friedensbewegung