D 64 - Nachlass Hermann Josenhans (ca. 1930er-1970er-Jahre)

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Erstellt: 2013

Einleitung

Bearbeitung

Berit Lütjen

Inhalt des Bestands

Der Bestand enthält u.a.:
- von Hermann Josenhans verfasste Manuskripte zu kirchlichen Jubiläen wie z.B. zum 450-jährigen Jubiläum der Kirche in Welzheim für die Blätter des Welzheimer Waldvereins und unter anderem zur Ortsgeschichte Rupertshofen (Gerabronn)
- Genealogische Untersuchungen zu der Familie Haug-Kaufmann
- Worte am Grabe von Karl Gottlob Schmid, Pfarrer a.D., geboren am 14.02.1799, gestorben am 21.04.1871, Druck: J.F. Steinkopf, Stuttgart, 1871
- Haushaltsinventarliste von Pfarrer a.D. Theodor Haug
- Unterlagen zu Hermann Haug, geboren 1903
- Kriegstagebuch 1939
- Mitschriebe von Dekanskonferenzen (1930er-Jahre)
- Manuskripte, Notizbücher, Exzerpthefte, Tagebücher, Andachten, Predigten

Biografische Angaben

August Hermann Josenhans wurde am 19. Februar 1895 in der Baseler Missionsstation Odumase im heutigen Ghana geboren, das zu der Zeit englisches Kolonialgebiet war. Seine Eltern waren der Basler Missionar Gottlob Friedrich Josenhans, geboren 21. Juni 1861 und dessen Ehefrau Theodora, geborene Rhiem, die ihrerseits als Tochter eines Missionarsehepaars in Magalore (Indien) am 18. November 1866 geboren wurde. Beide Eltern lebten seit 1886 in Odumase, später in Basel.
Hermann Josenhans war von Geburt an auf einem Auge blind, es wurde ein sogenannter Jugendstar bei ihm diagnostiziert, eine in Tübingen durchgeführte Operation blieb ohne Erfolg. Daher wurde er mit 14 Jahren beinahe nicht zum Landexamen zugelassen, weil eine vorzeitige Pensionierung befürchtet werden musste. Dennoch trat er nach dem Besuch des Seminars in Schöntal im Juli 1912 für zwei Jahre in das Seminar Urach ein und schloss mit der dem Reifezeugnis gleichwertigen Konkursprüfung ab, die ihn zum Besuch des evangelisch-theologischen Seminars in Tübingen berechtigte. Im Herbst 1914 konnte Hermann Josenhans sein Studium beginnen, dann nahm er als Gefreiter von 1915-1918 am I. Weltkrieg teil. Anschließend konnte er sein Studium zu Ostern 1918 wieder aufnehmen. Nach seiner infolge des Militärdienstes verkürzten Studienzeit war er als Vikar in Gültstein, 1920 in Belsen, Dekanat Tübingen und Ravensburg tätig und legte seine Dienstprüfungen 1920 und 1921 mit der Note II b ab. Als Stadtvikar tat Josenhans zuerst in Tuttlingen Dienst. Ab 1921 war er Pfarrverweser in Vöhringen und erhielt 1921 eine Anstellung als zweiter Stadtpfarrverweser in Calw. Hermann Josenhans war von 1922 an als Stadtpfarrverweser in Maulbronn und Pfarrer in Ruppertshofen, Dekanat Langenburg tätig. 1922 heiratete Hermann Josenhans in Gültstein Johanna Haug, die am 2. Juli 1897 geborene (gestorben: 5. Oktober 1982 in Lorch) Tochter des Pfarrers Theodor Haug. Das Ehepaar bekam eine Tochter und drei Söhne, von denen der älteste 1944 in Russland gefallen ist. Darüber hinaus nahm die Familie Josenhans eine Pflegetocher auf.
1930 wechselte Hermann Josenhans nach Rudersberg, Dekanat Welzheim. 1934 wurde er als Dekan in Welzheim eingesetzt. Bereits zu dieser Zeit, am 11. Oktober 1935, signalisierte er seine innere Distanz zur Reichskirchenregierung durch Verweigerung des über das Ordinationsgelübde hinaus von ihm geforderten Diensteides. Dieses Gelöbnis unterzeichnete Dekan Josenhans erst am 20. Juni 1938. Ab 1936-1940 setzte sich Dekan Josenhans für die Einrichtung eines evangelischen Kindergartens ein, dessen Zustandekommen verhindert werden sollte, nachdem der bestehende städtische Kindergarten unter christlicher Leitung in eine NSV-Einrichtung umgewandelt worden war. Der Bau der evangelischen Kinderschule wurde ohne Genehmigung begonnen und weitergeführt. Der Betrieb des Kindergartens wurde trotz Verbots aufgenommen und entgegen den Maßnahmen des Landesjugendamtes weitergeführt. Es kam zu einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht, der zu Gunsten des Welzheimer Kindergartens entschieden wurde. Da Hermann Josenhans durch seine Äußerungen gegen die NSDAP und seinen Ausstritt aus den DC (Deutsche Christen) 1934 und der NSDAP 1939 keine persönlichen Nachteile für sich nachweisen konnte, wurde er nicht als Entlasteter eingestuft.
In der Nachkriegszeit hat sich Dekan Josenhans mit großem Erfolg für den Wiederaufbau der bei einem Luftangriff völlig zerstörten Kirche in Kirchenkirnberg und die Behebung der Kriegsschäden an der Welzheimer Kirche sowie die Renovierung der Kirche in Rienharz und den Kirchenneubau in Waldhausen eingesetzt hat. 1962 erreichte Hermann Josenhans nach 42 Jahren im Kirchendienst das Ruhestandsalter. Danach versah er die Pfarrstellen in Welzheim, Kirchenkirnberg, Kaisersbach vertretungsweise und war für Dekan Rau als Predigtstellvertreter in dessen Krankheitsfall tätig. Darüber hinaus bearbeitete er für den II. Pfarrer in Welzheim die Ahnenforschungsanfragen und war bis 1971 als Rechner der Kirchenbezirkskasse tätig.
Hermann Josenhans ist am 1. April 1982 in Welzheim gestorben.

Geschichte des Bestands

Der Bestand D 64 ist dem Landeskirchlichen Archiv am 05.12.1986 von Paul Josenhans übergeben worden und umfasst 0,2 lfd. m. Den Angehörigen wurde ein Sperrvermerk bis 2020 zugesagt.

Bearbeitung des Bestands

Der Bestand wurde im April 2013 durch Berit Lütjen bearbeitet. Die im Bestand befindlichen Publikationen ("Atlas zur Kirchengeschichte" von Karl Heussi und Hermann Mulert, Tübingen; "Vater Unser in Bildern von Ludwig Richter", Dresden) wurden der Landeskirchlichen Zentralbibliothek übergeben. Die zum Bestand gehörenden Fotos wurden in die Fotosammlung des Landeskirchlichen Archivs eingegliedert. Ein Band der Kirchenbezirkskasse Welzheim wurde in das Dekanatsarchiv Welzheim eingegliedert.

Stichworte

Josenhans, August Hermann | Haug, Theodor | Haug, Hermann | Schmid, Karl Gottlob | Welzheim | Rupertshofen | Kirchenhistorische Forschungen | Predigten

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