Kissling, Georg Adam

Von: Quack, Jürgen

Inhaltsverzeichnis
  1. 1: Georg Adam Kissling (1805-1865)
  2. 2: Basler Mission
  3. 3: Church Missionary Society
  4. Anhang

1: Georg Adam Kissling (1805-1865)

Georg Adam Kissling wurde am 2. April 1805 in Murr (Oberamt Marbach) geboren. Da seine Eltern früh starben, wuchs er bei Verwandten in Ludwigsburg und Korntal auf. Dort erlernte er den Beruf des Bäckers und wurde für die Mission gewonnen. Da er aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht zum Militärdienst eingezogen wurde, ging er im November 1823 mit einer Empfehlung von Johann Jakob Häring vom Stuttgarter Hilfsverein der Basler Mission aufs Missionsseminar in Basel.

2: Basler Mission

Georg Adam Kissling

Archiv der Basler Mission,QS-30.001.0059.01

Damals bildete die Basler Mission vor allem Missionare für die englische Church Missionary Society (CMS) und andere englische sowie niederländische Missionsgesellschaften aus. Doch schon früh erwuchs in ihr der Wunsch nach einem eigenen Missionsgebiet. So wurden 1822 die ersten Missionare in den Süden Russlands ausgesandt. Sie eröffneten 1824 in Schuscha (im heutigen Aserbaidschan) eine Missionsstation. Inspektor Blumhardt hatte die Vision, von hier aus Missionare in Richtung Türkei, Persien und Indien zu senden.

Das Komitee hätte aber auch gerne in Afrika eine Arbeit in eigener Verantwortung begonnen. Da kam im Jahr 1825 die Einladung zu einer Arbeit in Liberia in Westafrika. Amerikanische Christen hatten 1817 eine „Afrikanische Kolonisierungsgesellschaft“ gegründet und fünf Jahre später einen Landstrich südlich von Sierra Leone gekauft, um dort in Liberia – dem „Land der Freiheit“ – entlassene Sklaven anzusiedeln. Die Leitung übernahm der Amerikaner Jehudi Ashmun.

Dieser schickte 1825 eine Einladung an die Basler Mission. Er schrieb, dass die freigelassenen amerikanischen Sklaven fast alle Christen seien und die Basler sie gerne als Seelsorger empfangen und bei der Mission unter den Heiden kräftig unterstützen würden. 1827 wurden die ersten fünf Mitarbeiter von Basel nach Liberia geschickt, darunter Georg Adam Kissling. Sie eröffneten dort das zweite eigene Arbeitsgebiet der Basler Mission.

In der „Instruktion“ für ihre Arbeit erinnert Blumhardt an die Gräuel der Sklaverei. Mission ist für ihn Wiedergutmachung begangenen Unrechts: „Vergesst nicht, welche Wunden die ‚schmutzigste Habsucht und die grausamste Arglist der Europäer‘ den Afrikanern geschlagen haben.“ Verkündet ihnen in Liebe und Demut das Evangelium und lehrt sie Lesen und Schreiben sowie Handwerk und Landwirtschaft.

Die Arbeit erwies sich jedoch als äußerst schwierig. Die ehemaligen Sklaven aus Amerika waren Baptisten und Methodisten. Die Baptisten schlossen die Basler als „Ungetaufte“ von ihrem Abendmahl aus, während die Methodisten den Eintritt in ihre Kirche verlangten, da sie die Mission sonst nicht unterstützen würden. Hinzu kamen schlimme Krankheiten, die entweder zum Tode führten oder zur Heimreise zwangen. Nach einem Jahr war nur noch Kissling an der Arbeit. Er hatte die Sprache Bassa gelernt und eine Schule mit 50 Kindern eröffnet.

Im Jahr 1829 kamen vier weitere Basler Brüder. Doch es tauchten neue Hindernisse auf: Die Fehden und Kriege der verschiedenen Ethnien im Land machten Reisen und eine geordnete Tätigkeit unmöglich. Noch schlimmer war jedoch ein Streit unter den Brüdern über die Art der Arbeit. Die einen waren der Meinung, dass Afrikaner durch Afrikaner gewonnen werden müssten, weshalb die Gründung von Schulen am dringendsten sei. Die anderen wollten hingegen selber predigen und Gemeinden gründen. Dann wurde auch noch die blühende Schularbeit von der Regierung torpediert. So beschloss das Komitee in Basel im Jahr 1831, die Arbeit in Liberia abzubrechen. Kissling kehrte nach Deutschland zurück und heiratete Karolina Augusta Tanner aus Ludwigsburg.

3: Church Missionary Society

Bischof Samuel Crowther

Illustration aus Jesse Page: Samuel Crowther. The Slave boy who became Bishop. New York 1888

1833 erhielt er von der Church Missionary Society (CMS) das Angebot, als Rektor des Fourah Bay College in Sierra Leone wieder nach Afrika zurückzukehren. In dieser Einrichtung wurde die erste ostafrikanische Führungsschicht ausgebildet. Zu seinen Schülern gehörte unter anderem Samuel Ajayi Crowther, der später der erste schwarze Bischof in Afrika wurde (worüber er sehr stolz war).

Da seine Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben war, heiratete er 1837 während eines Besuchs in England Margaret Moxon aus Hull. Aufgrund seiner schwachen Gesundheit kehrte er 1841 nach England zurück.

Nach einem Jahr hatte er sich soweit erholt, dass die CMS ihn erneut aussenden konnte – allerdings nicht wieder in das heiße Afrika, sondern zu den Maori in Neuseeland. Dort widmete er sich als Missionar vor allem der Schularbeit und wird in Neuseeland deswegen in guter Erinnerung als der „Mann, der 7000 Maori das Lesen und Schreiben lehrte”, behalten. Er wurde zum Archidiakon von Waitemata ernannt und starb am 10. November 1865 in Auckland.

Kissling war einer von über 80 Missionaren, die im Zeitraum 1818–1848 über die anglikanische Church Missionary Society (CMS) ausgesandt wurden, da diese zu wenig eigene Mitarbeiter hatte. Zu den bekanntesten „Baslern” im Dienste der CMS gehörten Krapf und Rebmann in Ostafrika.

Aktualisiert am: 28.08.2025