Mader, Johann Adam

Von: Quack, Jürgen

Johann Adam Mader (1826-1882)

Johann Adam Mader im Jahr 1851

Archiv der Basler Mission QS-30.001.0245.01

Johann Adam Mader wollte lieber auf dem weltweiten Acker Gottes als Missionar arbeiten als sein Leben auf einem steinigen Äckerle auf der Schwäbischen als Bauer zu verbringen. Johann Adam Mader wurde am 18. Januar 1826 in Mägerkingen geboren. Seine Eltern waren der Bauer, Hirschwirt und Schultheiß Philipp Mader und Helene geb. Hipp. Sie hatten dreizehn Kinder, von denen fünf früh starben. Mägerkingen war zusammen mit dem Nachbarort Hausen an der Lauchert eine evangelische Enklave auf der Mittleren Alb. Die pietistische Gemeinschaft und die monatliche Missionsstunde waren gut besucht.(1) Das pietistische Umfeld hat Johann Adam Mader stark geprägt. Sein Onkel war der „Hansmartin von Mägerkingen“, ein für die pietistischen Gemeinschaften der Mittleren Alb bedeutender und bekannter Stundenhalter, der enge Kontakte zu Johannes Kullen pflegte und regelmäßig an dessen Brüderkonferenzen in Hülben teilnahm. Auch beherbergte er in seinem Haus die Kindergruppen, die auf dem Weg zwischen den Rettungsanstalten Korntal und Wilhelmsdorf in Mägerkingen Halt machten.(2)

 So war es nicht verwunderlich, dass der junge Johann Adam Mader von früh an Interesse an der Mission entwickelte. Schon mit 17 Jahren schrieb er mit Hilfe des Mägerkinger Pfarrverwesers Roller einen Brief nach Basel und bat um die Aufnahme in das Missionsseminar. Die Bitte wurde abgelehnt: er sein noch zu jung. Doch er gab nicht auf. Zwei Jahre später schrieb er einen neuen Antrag und fügte Empfehlungen seines Lehrers Klump und des Gemeindepfarrers Georg David Grauer an. Beide bescheinigten ihm einen untadeligen Lebenswandel und tiefe Frömmigkeit. Sie wiesen auch darauf hin, dass sich der junge Mader nach seiner ersten Ablehnung durch Basel bemüht habe, sich für einen neuen Antrag gut vorzubereiten: vom Schulmeister Klumpp bekam er im Winter – im Sommer ging es wegen seiner Arbeit in der Landwirtschaft nicht – Unterricht in Geographie, bei Pfarrer Grauer nahm er Unterricht in Latein.(3) Schulmeister Klumpp betont in seiner Empfehlung auch Maders physische Eignung: Er ist „von großem, starken Körperbau, erfreut sich einer festen Gesundheit und ist frei von allen körperlichen Gebrechen.“(4)

Im Januar 1846 wurde er ins Missionsseminar aufgenommen. Nach 4-jähriger Ausbildung erfolgte im Dezember 1850 in Herrenberg die Ordination für den Missionsdienst durch Dekan Sixt Karl Kapff. Nach der Einsegnung in Basel im Februar 1851 erfolgte die Aussendung als Missionar an die westafrikanische Goldküste (heute Ghana), wo die Basler Mission seit 1828 tätig war. Am 25. Mai 1851 traf er in Ussu ein. Ussu (heute: Osu) war das afrikanische Dorf um die Festung Christiansborg, die 1850 von den Dänen an die Engländer verkauft worden war. Heute ist es ein Stadtteil der ghanäischen Hauptstadt Akkra. Mader war vor allem im Schuldienst tätig, zunächst in Ussu an der Küste, dann in Akropong im höher gelegenen Inland.

Am 31. Januar 1856 heiratete er Ernestine Binder aus Korntal(5). Die Heirat war vermutlich arrangiert durch Ernestines ältere Schwester Rosina, die schon 1846 durch den Korntaler Pfarrer Heinrich Staudt als Braut für Missionar Georg Widmann nach Afrika vermittelt worden war. Als erstes Kind wurde Lydia Victoria am 29. November 1856 in Akropong geboren. Das zweite Kind starb kurz nach der Geburt. Danach kamen zweimal hintereinander Zwillinge tot zur Welt.(6) Die Kindersterblichkeit war damals allgemein hoch, doch die klimatischen Bedingungen kamen für die Frauen in der Mission noch einmal erschwerend hinzu. So war es eine Erleichterung, dass sich die Familie von 1860 bis 1862 auf Heimaturlaub begeben konnte. Während dieser Zeit, am 26. September, wurde die Tochter Eunike Theodora geboren.

1862 kehrten sie zurück an die Goldküste wo Mader nun Leiter des Predigerseminars in Akropong wurde. Dort waren die beiden Katechistenschulen von Ussu (Ga-Sprache) und Akropong (Twi-Sprache) zu einem höheren Seminar vereinigt worden. Es war eine anspruchsvolle fünfjährige Ausbildung für die einheimischen Evangelisten. Alle mussten Griechisch lernen, um das Neue Testament aus der Ursprache auslegen zu können. Für die begabten Jünglinge wurde auch Hebräisch angeboten.

Neben seiner Lehrtätigkeit bekam Mader von der Basler Mission weitere Aufgaben anvertraut: er war Mitglied der Kommission zur „Sklavenemanzipation“. Dabei ging es nicht um den Sklavenhandel nach Amerika – der war längst verboten – sondern um die Freilassung der einheimischen Haussklaven, die vor allem durch wirtschaftliche Verschuldung ihre Freiheit verloren hatten. Das war eine schwierige Aufgabe, da diese Tradition tief in der einheimischen Kultur verankert war. Als 1869 die Missionare Ramseyer und Kühne von den kriegerischen Asante entführt wurden, leitete Mader die Verhandlungen zu ihrer Freigabe, die erst nach drei Jahren erfolgte. Anschließend daran bereitete er die Eröffnung der Mission unter den Asante vor.(7)

Maders Frau Ernestine war in dieser Zeit zusätzlichen Strapazen ausgesetzt: neben der Unterstützung ihres Mannes in der Mission bekam sie weitere vier Kinder, von denen zwei nach wenigen Tagen starben.(8) Schließlich starb sie selbst, erschöpft und ausgezehrt, am 19.2.1873 in Akropong.

Nur wenige Monate nach dem Tod seiner Frau beantragte J.A. Mader bei der Missionsleitung die Erlaubnis zur Wiederverheiratung.(9) Er begründete seinen Wunsch damit, dass es für den Schulbetrieb notwendig sei, wenn die Mädchen von einer Frau unterrichtet werden. Er bat das Komitee auch um die Vermittlung einer passenden Frau. Allerdings machte er auch einige Vorschläge, wen die Mission anfragen könnte. - Das Vorhaben erwies sich als nicht so einfach: in acht Sitzungen musste sich das Komitee mit der Angelegenheit befassen.(10)

Die erste von Mader genannte Frau lehnte die Anfrage des Komitees ab. Die eingeholten Informationen über die zweite von ihm genannte Frau - Lydia Schüle aus Korntal, eine Kusine seiner verstorbenen Frau - zählten zwar viele ihrer Vorzüge wie „gewandt, kräftig, gebildet und aufrichtig“(11) auf, aber „eine bekehrte Person könne sie nicht genannt werden“.(12) Damit war sie für das Komitee nicht akzeptabel.

Erst die dritte der von Mader vorgeschlagenen Frauen – die er selbst alle nicht kontaktiert hatte – fand Gnade vor den Augen des Komitees:  Ottilie Viktoria Lechler, eines von 17 Kindern des Nürtinger Oberamtsarztes Dr. Karl Maximilian Lechler.(13) Ottilie war am 26. Januar 1834 als zwölftes Kind in Giengen geboren worden. Als junge Frau trat sie der Stuttgarter Diakonissenanstalt bei, hatte die Gemeinschaft aber aus Gesundheitsgründen wieder verlassen. So wies sie auch bei ihrer positiven Antwort auf die Anfrage von Inspektor Josenhans darauf hin, dass sie hin und wieder Probleme mit einem „Lungenhusten“ habe. Aber das Komitee meinte, dass in dieser Hinsicht das tropische Klima vielleicht sogar heilsam sein könnte. Auch die Tatsache, dass Ottilie schon 39 Jahre alt war – eine Frau in diesem Alter war noch nie ausgesandt worden – war kein Hindernis, dass die Missionsleitung ihre Zustimmung zur Heirat gab.(14) Die Ausreise erfolgte wenige Wochen später. Die Trauung in Akropong vollzog Missionar Widmann. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor.(15)

1877 kehrte das Ehepaar wegen Maders geschwächter Gesundheit zu einem zweiten Heimaturlaub nach Deutschland zurück. Nach seiner Abreise aus Akropong wandte sich sein Nachfolger, Missionar Karl Buck, mit einer Beschwerde an das Komitee in Basel: Bruder Mader hätte kein detailliertes Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben des Predigerseminars hinterlassen. Und auch das Kopierbuch seiner Briefe an die Missionsleitung habe er mitgenommen, anstatt es nach Vorschrift am Arbeitsort zu lassen. Missionsinspektor Josenhans schrieb daraufhin an Mader und bat um eine Stellungnahme. Mader antwortete, er habe die Details der Finanzen in sein Notizbuch geschrieben und nur die Jahresabrechnung in das Kassenbuch der Missionsstation eingetragen. Und das Kopierbuch habe er mitgenommen, weil er gelegentlich Äußerungen über seine Kollegen an das Komitee geschrieben habe – und die sollten denen nicht zu Gesicht kommen.

Wegen dieser eindeutigen Pflichtverletzungen sprach ihm das Komitee einen Tadel aus. Da es ihm jedoch keine Probleme bei der Rückkehr nach Afrika machen wollte, forderte das Komitee das Kopierbuch zur Einsicht an, sicherte ihm aber zu, es nicht nach Afrika zu schicken.(16) Mader kam der Anordnung nach und überließ es der Missionsleitung, wie sie damit verfahren wollte.(17)

War es dieser Zwischenfall, der sicherlich sowohl sein Verhältnis zur Missionsleitung wie zu seinen Kollegen in Afrika belastete, oder war es seine Gesundheit, jedenfalls beschloss Mader, nicht wieder nach Afrika zurückzukehren. Er beantragte bei der württembergischen Kirchenleitung, in deren Pfarrdienst zu wechseln.  1878 schied er mit 51 Jahren aus dem Dienst der Mission aus und wechselte in den württembergischen Kirchendienst. Er wurde 1878 Pfarrverweser in Frickenhausen im Dekanat Nürtingen.1979 wechselte er in die Gemeinde Kohlstetten im Dekanat Münsingen. 1980 holte er die Kirchliche Dienstprüfung nach und war 1881 bis zu seinem Tod 1882 ordentlicher Pfarrer am Ort.(18) Seine Witwe blieb im Ort und starb dort 1887.

 

Aktualisiert am: 06.03.2024