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Von: Quack, Jürgen
Herman Gundert (1814-1893)
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Hermann Gundert
Archiv der Basler Mission, QS-30.016.0002
Herman Gundert ist nicht zu übersehen: Über fünf Meter hoch ist sein Denkmal, das seit dem Jahr 2000 an einer Hauptstraße in Thalassery (früher: Tellicherry) im südlichen Indien steht. Hier hat er von 1839 bis 1859 als Missionar und Sprachforscher, Schulinspektor und Übersetzer viel bewirkt. Die Christen in Indien ehren ihn als einen ihrer Kirchengründer. Journalisten halten sein Andenken hoch, weil er die erste indische Tageszeitung in einheimischer Sprache herausgab. Pädagogen denken an ihn, weil er der erste indische Schulinspektor im Bundesstaat Kerala (früher: Malabar) war und die örtliche Malayalam-Sprache erforschte. Er schrieb die erste Grammatik und das erste Wörterbuch dieser Sprache und übersetzte die Bibel in Malayalam. Deshalb wird er auch „Luther Keralas“ genannt.
Gundert wurde am 4. Februar 1814 in Stuttgart geboren, wo sein Vater als erster Sekretär der Württembergischen Bibelgesellschaft tätig war. Nach dem Theologiestudium in Tübingen ging der junge Mann zunächst als Hauslehrer nach England, von wo er mit einem englischen Missionar nach Indien fuhr. Dort schloss er sich der Basler Mission an.
Auf der Schifffahrt nach Indien lernte er die Schweizer Lehrerin Julie Dubois kennengelernt. Die beiden heirateten 1838. Sie war die erste Missionarsfrau der Basler Mission in Indien und sehr aktiv. Sie gründete einige Mädchenschulen in verschiedenen Orten. Das Ehepaar hatte acht Kinder.
Krankheitshalber musste Gundert 1859 nach Deutschland zurückkehren. In Calw wurde er zunächst Mitarbeiter von Christian Gottlob Barth in dessen Calwer Verlag und ab 1862 sein Nachfolger. Er starb 1893.
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Hermann Gundert und seine Frau Julie
Archiv der Basler Mission, QL-30.006.0264
Die von ihm in Indien gesammelten Manuskripte und Texte liegen heute im Archiv der Universität Tübingen. Dort lehren seit 2015 auf dem "Gundert Chair" regelmäßig Gastdozenten aus dem Südwesten Indiens die Sprache Malayalam.
Auch in Calw ist seine Spur nicht zu übersehen: Die große Hermann Gundert Schule vereint ein Berufliches Gymnasium, ein Berufskolleg, Berufsschulen und eine Berufsfachschule unter ihrem Dach. Der früher in Indien als Dozent tätige Pfarrer Albrecht Frenz gründete die Hermann-Gundert-Gesellschaft, um sein geistiges Erbe und den wissenschaftlichen Austausch mit Indien zu pflegen.
Weitere Spuren hat sein Enkel Hermann Hesse in verschiedenen Büchern gelegt. In seinen Schriften „Großväterliches“ und „Kindheit des Zauberers“ beschreibt er ihn liebevoll. In „Siddhartha“ lebt er als Fährmann „Vasudeva“ und im „Glasperlenspiel“ als Musikmeister fort.
Aktualisiert am: 04.06.2024
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