Duncker, Max

Von: Butz, Andreas

Max Duncker (1862-1941)

Familienverhältnisse

V Carl D., Kaufmann (30.7.1813-3.2.1872). M Wilhelmine, geb. Betz (9.1.1822-22.7.1901). G 2.  ∞ 1) 1888 Klara, geb. Roller (1865-1905) Tochter des Jakob Roller, Kanzleirat in Tübingen; 2) 1907 Martha, geb. Blum (1880-1918), Tochter des Eugen Otto Bernhard von Blum, Prälat. K Max (1909 - 1998), Dekan; Ludwig (1911 - 2002), Pfarrer; Christoph (1914 - 1998), Dekan

Biographische Würdigung

D. wurde am 7. Juli 1862 in Geislingen als Sohn des Stadtrates und Eisen-, Spezerei- und Farbwarenhändlers Carl D. geboren, und wuchs daselbst mit zwei Schwestern und einer elternlosen Cousine auf. Der Vater starb als der Junge erst neun Jahre alt war. Er besuchte die Schulen seiner Heimatstadt, kurze Zeit auch das Lyzeum in Nürtingen, um dann im Herbst 1876 als Seminarist in das niedere evangelisch-theologische Seminar einzutreten, erst in Schöntal, und dann ab 1878 in Urach. Im Herbst 1880 bezog er die Universität Tübingen, zunächst um seiner militärischen Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger zu genügen, und dann, um dort als Angehöriger des höheren evangelisch-theologischen Seminars Theologie zu studieren. Nach der ersten theologischen Dienstprüfung fand er im unständigen Kirchendienst Verwendung, in Großsüßen, Plieningen, Maulbronn und Wangen im Allgäu. Im Sommer 1887 machte er, durch ein Staatsstipendium unterstützt, eine Studienreise nach Mittel- und Norddeutschland und Skandinavien. Im Frühjahr 1888 wurde er nach abgelegter zweiter Dienstprüfung zum Pfarrer in Klingenberg am Neckar ernannt.

In seine Zeit in Klingenberg fiel auch der Anfang seiner historischen Forschungstätigkeit. Der überschaubare Arbeitsanfall in dieser kleinen Landgemeinde erlaubte es dem Pfarrer ohne Vernachlässigung seines Amtes und ausgehend von der Lokalgeschichte seinen wissenschaftlichen Neigungen nachzugehen. Den Heilbronner Archivar Rektor Dr. Dürr unterstützte er dann in dieser Zeit bei der Bearbeitung der Oberamtsbeschreibung mit reformationsgeschichtlichen Studien.

Seine Beförderung auf das Pfarramt Belsen im Sommer 1898 versetzte ihn in die Nähe Tübingens. Seine historischen Kenntnisse erweiterte und vertiefte er hier vor allem durch den Besuch von Vorlesungen der Professoren Walter Goetz und Heinrich Günter. Ab 1899 konnte er durch Ausgrabungen im Innenraum der dortigen Kapelle, welche er dort mit dem Landeskonservator durchführte, sowie auch durch eingehende weitere Untersuchungen, die Erkenntnisse über dieses rätselhafte Bauwerk vermehren. D. hat über diese interessante Kapelle mehrfach publiziert und referiert. Deshalb wurde später der Weg hinauf zum Belsener Kirchlein nach D. benannt.

Für den zweiten Band der Oberamtsbeschreibung Heilbronn beschrieb er den Ort Talheim an der Schozach, dessen Geschichte zu erforschen angesichts der verschiedenen dort ansässigen Geschlechter und Lehensträger keine einfache Aufgabe war, und wozu er zunächst das dortige Schlossarchiv ordnen musste.

Im Auftrag der Kommission für Landesgeschichte, der er als Mitglied angehörte, nahm er die Pfarr- und Gemeinderegistraturen der evangelischen Orte der Oberämter Brackenheim, Besigheim, Cannstatt, Maulbronn, Rottenburg und Tübingen für die Württembergischen Archivinventare auf. Auch durch diese Tätigkeit wurde er an neuen geschichtlichen Stoff herangeführt. Seine Forschungen ergaben zahlreiche Veröffentlichungen in den Tübinger Blättern und den Reutlinger Geschichtsblättern, dem Mitteilungsblatt des Sülchgauer Altertumsvereins, dessen Leitung er übernahm. Im Auftrag der Kommission für Landesgeschichte bearbeitete er das Verzeichnis der württembergischen Kirchenbücher, welches 1912 erstmals erschien, und im Jahre 1938, da inzwischen vergriffen, völlig neu bearbeitet eine Neuauflage erfuhr, bei der auch eine weitere, verwandte Quelle, die Kirchenkonventsprotokolle berücksichtigt werden konnten. In einer ausführlichen Einleitung beschreibt er in diesem Verzeichnis die Einführung der Kirchenbücher in den einzelnen Territorien. Die Pfarrer beider Konfessionen mussten ihm auf Anweisung ihrer Behörden, also des Ev. Konsistoriums beziehungsweise des  Bischöflichen Ordinariates, die notwendigen Unterlagen einreichen.

Seine im Herbst 1912 erfolgte Ernennung zum Stadtpfarrer in Neckarsulm ermöglichte ihm, die früher begonnenen Studien über Heilbronn zu einer Dissertation bei Prof. Walter Götz auszuweiten. Während des ersten Weltkrieges und in den Jahren danach fand D. neben seinen Aufgaben als Neckarsulmer Pfarrer, und zum zweiten Mal zum Witwer geworden, wenig Gelegenheit für neuere Forschungen. Seine dortige Arbeit war weitaus verzweigt, auch durch die Versorgung der Gemeinde in Gundelsheim. In der Kriegszeit kam dazu noch der Dienst als Lazarettpfarrer auf Schloss Hornegg dazu. In seinem Ruhestand ab 1933, den er in Tübingen verbrachte, konnte er sich wieder vermehrt der historischen Forschung widmen ,vor allem in den Beständen des dortigen Städtischen Archivs,  besonders den Spitalakten, und publizierte Jahr um Jahr in den Tübinger Blättern größere Arbeiten, so etwa über die Geschichte der Pfarrei Derendingen bis 1800, über die Salzburger Emigranten in Tübingen im Jahr 1732, über das Tübinger Spital im Mittelalter.

Darüber hinaus entfaltete er eine fruchtbare Tätigkeit als Pfleger des Landesamts für Denkmalpflege, als staatlicher und kirchlicher Archivpfleger des Bezirks, als reges Mitglied in historischen Vereinen, vor allem in dem Sülchgauer Altertumsverein, dessen Versammlungen er durch seine Vorträge und sein Wissen bereicherte.

Unermüdlich widmete er sich vielfältigen kirchen- und landesgeschichtlichen Forschungen, in denen er stets Neues aus den Urkunden oder Akten herausholte und zu einem anschaulichen Kulturbild verarbeitete. Noch einige Tage vor seinem Tod übergab er dem Herausgeber der Tübinger Blätter, Peter Goessler, ein Manuskript über Beziehungen des Spitals zum Schönbuch und seinen Waldgerechtigkeiten, und selbst am Tag vor seinem Tod am 15. Juni 1941 ging er in der dortigen Universitätsbibliothek historischen Forschungen nach.

Erstabdruck in: Württembergische Biographien unter Einbeziehung Hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band II. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Maria Magdalena Rückert, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2011. Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung.

Aktualisiert am: 04.06.2024