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Von: Ehmer, Hermann
Johann Friedrich Flattich (1713-1797)
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Johann Friedrich Flattich
gemeinfrei (Quelle: Landeskirchliches Archiv Stuttgart)
Er gründete ein Internat im Pfarrhaus, war ein gesuchter Prediger und setzte sich dafür ein, dass Menschen lernten, gut zu wirtschaften. "Wenn man wenig braucht, muss man wenig erwerben und sich um so weniger Sorgen machen", war einer seiner Leitsprüche.
Viele kennen das Büchlein "Zwischen Kanzel und Acker" von Georg Schwarz. Es ist ein 1940 erstmals erschienener und seither immer wieder aufgelegter Roman, keine Lebensbeschreibung des württembergischen Pfarrers Johann Friedrich Flattich. Dieser wurde 1713 in Beihingen am Neckar als Sohn eines Schulmeisters geboren. Der Vater starb früh, weshalb die Mutter froh war, dass ihr Sohn die kostenlose Ausbildung zum württembergischen Theologen machen konnte. Nach dem Examen war der junge Flattich zunächst Vikar in Hoheneck bei Ludwigsburg, 1742 wurde er Garnisonsprediger auf dem Hohenasperg, worauf er sich umgehend mit Christiana Margareta Groß, einer Pfarrerstochter, verheiratete. Das Ehepaar hatte im Laufe der Jahre 14 Kinder, wovon jedoch nur sechs das Erwachsenenalter erreichten. Die beiden Söhne wurden Pfarrer. Eine der vier Töchter, Beata, wurde die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn.
Pfarrer und Erzieher
Schon auf dem Asperg begann Flattich damit, junge Leute in Kost und Wohnung zu nehmen, die er unterrichtete und erzog. Flattich verstand es, die Schüler zum selbständigen Lernen zu bringen, indem er ihnen den Stoff in überschaubaren Portionen darbot. Durch diese individuelle Methode entlastete er sich selbst und hatte damit so viel Erfolg, daß ihm stets Schüler zugeschickt wurden. 1747 wurde er nach Metterzimmern versetzt, 1760 nach Münchingen. Für das dortige Pfarrhaus ließ er auf eigene Kosten einen Anbau errichten, der einen Arbeitsraum und Schlafräume für die Schüler bot. Dieses Internat im Pfarrhaus bedeutete eine große Arbeitslast für die Pfarrfrau. Als sie 50jährig starb, hat ihr Flattich einen bewegenden Nachruf gewidmet.
Prediger, Seelsorger und Ratgeber
Neben seiner "Information", wie er seinen Unterricht nannte, versah Flattich sein Pfarramt. Von 1777 bis zu seinem Tod wurde er darin nacheinander von seinen beiden Söhnen, die Vikare bei ihm waren unterstützt. Flattich war ein gesuchter Prediger, viele Leute kamen von auswärts, um ihn zu hören und sich von ihm seelsorgerlich beraten zu lassen. Leider ist keine seiner Predigten erhalten, doch haben wir eine Anzahl seiner Briefe.
Vor allem lag ihm das "Hausen" am Herzen, das richtige Wirtschaften und Haushalten. Sparsamkeit war in der Mangelgesellschaft des 18. Jahrhunderts die einzige Möglichkeit zum Überleben. Wenn man wenig braucht, so Flattich, muß man wenig erwerben und sich um so weniger Sorgen machen. Seine eigene Lebenshaltung war äußerst bescheiden, er hat dann aber auch ein ansehnliches Vermögen hinterlassen.
Bis zum heutigen Tag werden Flattich-Anekdoten erzählt, die vielleicht den Geist Flattichs atmen, aber ansonsten meist erfunden sind. Einer seiner Söhne hat jedoch 1825 Regeln der Lebensklugheit im Volkston herausgegeben. Es ist dies eine Blütenlese aus Flattichs Briefen über das Thema des Hausens. Dieses Büchlein über das richtige Haushalten wurde im 19. Jahrhundert in zahlreichen Auflagen gedruckt und ist somit Flattichs Vermächtnis an die Nachwelt.
Aktualisiert am: 04.06.2024
Bildnachweise
Zitierweise
https://wkgo.de/cms/article/index/flattich-johann-friedrich (Permalink)
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