Pfisterer, Rudolf

Von: Löblein, Friedrich

Rudolf Pfisterer (1914-2005)

Rudolf Pfisterer wurde am 28. März 1914 in Weinsberg als Sohn des späteren Marbacher Dekans Heinrich Pfisterer (* 1877 Basel † 1947 Marbach am Neckar) geboren.

Ausbildung und Beruf

Rudolf Pfisterer (1914-2005)

Foto: Elisabeth Pfisterer

Rudolf Pfisterer war Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Nach dem Theologiestudium in Tübingen (Tübinger Stift), Bonn und Königsberg/Ostpreußen begann er 1941 seinen Pfarrdienst in Gelbingen, Dek. Schwäbisch Hall. Wehr- und Kriegsdienst leistete er als Funker in Jugoslawien, in Stalingrad und in der Normandie. 1948 ging er freiwillig in französische Kriegsgefangenschaft, um in Montélimar einen Kollegen als Seelsorger für gefangene Soldaten abzulösen. Die dortigen Begegnungen mit französischen Christen und Juden ließen ihn zu einem frühen Begleiter der deutsch-französischen Partnerschaft werden, wobei er sich vor allem dem christlich-jüdischen Dialog widmete. Ab 1952 war er als Pfarrer, Oberpfarrer und später Dekan Seelsorger in der Jugendstrafanstalt Schwäbisch Hall.

Christlich-jüdischer Dialog

Im Rahmen seiner Lebensaufgabe des christlich-jüdischen Dialogs führte er eine umfangreiche Korrespondenz mit Partnern im In- und Ausland, hielt unzählige Vorträge, verfasste zahlreiche Zeitschriftenbeiträge und schrieb eine Vielzahl von Publikationen. Für dieses Engagement und die damit verbundenen wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm 1963 von der Faculté Libre de Thélogie Protestante de Paris der Titel eines Dr. theol. ehrenhalber und 1986 vom Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg der Titel eines Professors verliehen. Rudolf Pfisterer war auch Träger der Otto-Hirsch-Medaille (1992).

Familie

Seine Frau Elisabeth Pfisterer geb. Klenk erhielt 1994 für ihr vielfältiges soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz. Von seinen fünf Kindern war der Sohn Dr. Karl Dieterich Pfisterer Theologischer Vorstand des Diakonischen Werkes der EKD, der Sohn Rudolf Pfisterer Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Rudolf Pfisterer ist am 29. Oktober 2005 in Schwäbisch Hall gestorben.

Schriftstellerisches Werk

Einige seiner Veröffentlichungen: Juden - Christen, getrennt - versöhnt (1964) – Im Schatten des Kreuzes (1966) – Von A bis Z. Quellen zu Fragen um Juden und Christen (1973, 21985) – Zwischen Kasernenhof und Schlaraffenland. Erwägungen zum Strafvollzug (1973) –Verantwortung. Informative Texte: Jüdisch-Christlicher Dialog / Strafvollzug (1973) – Israel oder Palästina? Perspektiven aus Bibel und Geschichte (1992) – Kompaß im Chaos. Die Zehn Gebote (1998) – Der vergessene Schatz.  Stabile Währung für unseren Weg: Das Glaubensbekenntnis (1994). – Von 1977 an übersetzte er vom Französischen ins Deutsche das 4-bändige Standardwerk von Léon Poliakov: Geschichte des Antisemitismus. 1984 wurde ihm eine Festschrift gewidmet: Scheidewege. Ein Leben für den Christlich-Jüdischen Dialog.

Aktualisiert am: 04.06.2024