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Von: Quack, Jürgen
Johannes Zimmermann (1825 - 1876)
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Johannes und Catherine Zimmermann
Foto: Mission 21, QS-30_002_0237_03
Johannes Zimmermann aus Gerlingen ist der erste Basler Missionar, der eine Afrikanerin heiratete: die geschiedene Catherine Mulgrave. Das Komitee in Basel war empört, als es 1851 von der Eheschließung an der Goldküste (heute Ghana) hörte, – nicht in erster Linie, weil er die allerseits anerkannte und geachtete Afrikanerin geheiratet hatte, sondern weil er das Komitee nicht vorher um Erlaubnis gefragt hatte. Als Strafe wurde ihm für einige Jahre der Heimaturlaub gestrichen. Das war kein größeres Problem für Zimmermann, denn durch die Verbindung mit Catherine Mulgrave wollte er „sich mit Afrika vermählen“ und den Afrikanern ein Afrikaner sein. Das ferne Württemberg interessierte ihn in diesem Zusammenhang weniger.
Catherine Mulgrave wurde um 1827 im heutigen Angola geboren und als achtjähriges Kind von portugiesischen Sklavenhändlern entführt und nach Amerika gebracht. Vor der Küste von Jamaica geriet das Schiff in Seenot und ging unter. Catherine wurde gerettet und vom englischen Gouverneur Mulgrave adoptiert. Von der Herrnhuter Brüdergemeine wurde sie zur Lehrerin ausgebildet.
1842 kam Andreas Riis nach Jamaica, um afrikanische befreite Sklaven als Mitarbeiter für die Basler Mission in Westafrika zu gewinnen. Er hoffte, dass diese das mörderische Klima besser aushalten könnten als die Europäer. In Begleitung von Riis war auch Georg Thompson gekommen, der erste Afrikaner, der in Basel zum Missionar ausgebildet worden war. Er verliebte sich in die damals 16-jährige Lehrerin und sie heirateten noch vor der Überfahrt zur Goldküste. Sie wirkte dort als Lehrerin und gründete die erste Mädchenschule Westafrikas. Doch die Ehe mit Thompson ging nicht gut und wurde wegen seiner Untreue und seinem Alkoholismus nach sechs Jahren geschieden.
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Ein Gedenkstein mit ghanaischen Adinkra-Symbolen an der Petruskirche in Gerlingen erinnert an den Missionar
Foto: Quack
Als Catherine Mulgrave und Johannes Zimmermann sich begegneten war sie Rektorin der ersten Mädchenschule der Basler Mission in Afrika. Zwei Kinder brachte sie mit in die Ehe. Gemeinsam bekamen sie noch sechs weitere. Die Beiden waren wie geschaffen füreinander: christlich motiviert, gebildet und doch bodenständig. Bernhard Schlegel aus Belsen besuchte die Familie Ende 1854 in Christiansborg (heute Accra) und berichte in einem Brief: „Zimmermann’s Familie ist eine nette Familie. Ein weißer Hausvater, eine schwarze Hausmutter (er hat nämlich eine getaufte Negerin geheirathet), zwei schwarze Kinder und ein gelbes. Das ist ein amüsierender Zirkel, insbesondere für einen Kinderfreund, dem es wohl ist, in einer Familie sitzen zu können.“
Mission bedeutete für Johannes Zimmermann Hilfe in allen Lebenslagen: Er modernisierte den Landbau, kümmerte sich um Schulbildung, Handwerk und die Förderung von Bodenschätzen. 1854 gegründete er die Siedlung Abokobi als christliches Musterprojekt, in dem für die Menschen ein würdiges, auskömmliches Leben möglich sein sollte. Später zog er zu dem Volk der Krobo, war dort gut eingebunden, so dass der dortige Stammesfürst seine Kinder zur Erziehung in die Mission gab. Zimmermann verschriftlichte die regionale Gâ-Sprache, verfasste Wörterbücher, eine Grammatik, eine Bibelübersetzung und ein Liederbuch.
Zweimal reiste Catherine mit ihrem Mann und ihren Kindern zum Heimaturlaub nach Gerlingen. Als er gezeichnet von Tropenkrankheiten dort 1876 starb, kehrte sie an die Goldküste zurück, wo sie noch 14 Jahre lebte und wirkte.
Aktualisiert am: 04.06.2024
Bildnachweise
Zitierweise
https://wkgo.de/cms/article/index/zimmermann-johannes (Permalink)
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