Kuhnle, David

Quellenangabe

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach, Nr. 463

Kurzbiografie

David Kuhnle aus Schornbach war bereits 1915 als Landwehrmann beim Königlich Sächsischen Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19 vor allem im Osten (Russland und Polen) im Einsatz. Zuvor befand er sich auf einem der ältesten Truppenübungsplätze in Zeithain bei Riesa in Sachsen, wo auch sein Regiment zusammengestellt wurde. Nach seinen Einsätzen in Russland und Polen wurde er in die Garnison nach Leipzig entlassen, bevor er nach Mazedonien beordert wurde.

Feldpostbrief, o.D.

  • Absendeort: Russland
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Sehr geehrter Herr Pfarrer! // Erlaube mir, da ich Herrn Pfarrer bereits // versprochen, einiges aus meinen Erlebnissen // mitteilen zu wollen. So will ich das heute // nachholen. Der Dienst macht uns oft einen // Strich durch die Rechnung, dann auch wieder die // Beleuchtung und der kleine Platz in den // Unterständen. Man sollte denken, im großen // weiten Rußland ist Platz genug für die // Germans, aber bei uns trifft das nicht zu. // Nur da ist eben nichts zu ändern. Wir sind // ja auch genügsam geworden in dieser langen // Zeit. Nun aber zur Sache! Den 23. Juni 1915 // wurde unser Regt. im Truppenübungsplatz // Zeithain (1) zusammengestellt. Unser Batl. // waren Leute aus der Kreishauptmannschaft // Leipzig, die beiden anderen aus Chemnitz u. Zwickau. // Bereits am 25. Juni wurde das Regt. mobil. // Nun wurde Leben, Zeit zu langem Nachdenken // gab´s da nicht mehr. Bereits am 27. Juli hatte das Regt. in der neuen Feldausrüstung Besichti= // gung durch den stellvert. General des 19. Korps. // Wir hatten in diesen 2 Tagen kaum Zeit // zum Essen. Allerlei Vermutungen kursierten // bei Offizieren und Mannschaften, niemand // wußte etwas richtiges, steht es irgendwo // an der Front nicht gut, sind die Russen // wieder eingebrochen? Auch kamen einige // Tage keine Zeitungen u. keine Post. Das // alles waren Fragen, die niemand beantworten // konnte, auch wußten wir nicht wo es hingeht. // Wir alle wußten ja nicht, was unser großer // General im fernen Osten mit den Herren Russen // vor hatte u. zu was er seinen Landsturm // gebrauchte. Wir alle setzten ja die größte // Hoffnung auf unseren Hindenburg, wird // es schon machen. Wir hatten auch den Wunsch, // unter seinem Kommando zu stehen und // dieser Wunsch sollte uns auch erfüllt werden, nicht lange mehr ließ er auf sich waren.  // Nach einem kurzen Urlaub zu den Lieben zu // Hause, um Abschied zu nehmen von Frau // und Kinder, manche für immer. Schweren // Herzens doch festen Schrittes, wie es alten // Soldaten geziemt, rückten wir in kleinen // oder größeren Kolonnen der Bahnstat. // Röderau (2) zu, um noch einmal auf der // sächsischen Eisenbahn zu fahren. Der Abschied // von zu Hause ist mir nicht leicht geworden, // denn ich habe auch 5 Kinder und noch keines // aus der Schule. Was soll aus den Kindern // werden, wenn Vater nicht mehr kommt? // Mein kleiner Bub Heinz will mit // Vater in den Krieg, holt seinen Säbel, setzt // seinen Helm auf und begleitet seinen // Vater nach der Bahn. Er wird 6 Jahre alt, // aber diese Soldatung ist in so einem kleinen // Knirps. Da möchte man sagen, lieb Vaterland // magst ruhig sein, Jung-Deutschland kommt // nun an die Reih. Das ist es ja, wer uns // verholfen hat, überall auf allen Fronten // tief i/ Feindesland zu stehn u. auszuharren // unter den schwierigsten Verhältnissen und // gegen eine Welt voll Feinden! Getrost // dürfen wir nach heiß erstrittenem Sieg // u. Frieden die Waffen in die Hände unserer // Söhne legen. Auch sie werden es verstehen, // das Vaterland zu schützen von wo der Feind // auch kommen mag und darauf können wir // stolz sein! So verließen wir das traute, // liebe Heim u. fort ging es wieder nach // Zeithain auf den großen Übungsplatz. // Es ging an das Schützengraben ausheben, // daß der Schweiß in Strömen floss. Die // Sonne tat auch ihr möglichstes nach 2 großen // Nachtfeld-Übungen im Regt.. So rückte der // 5. Juli heran, der Tag des Ausmarsches // der Soldaten auf die Bahn. Die Fahrt // ging durch Schlesien. Nun wußten wir // wo es hingeht. Also bei Hindenburg! // Die Stimmung wurde gehoben, er wird uns // zum Siege führen. So fuhren wir gegen Osten // über Thorn (3), Ostrowo. (4) Am 7. Juli nachmittags // 3 Uhr passierten wir unter mächtigem Hurra // die russische Grenze bei Kalish(5) und weiter // ging es über Alexandzwo(6), Lotz (7), Lowitzsk(8). // Nachts 12 Uhr kamen wir in Scirnewieze (9) auf // der Endstation an. Der Zug fuhr von Lotz // mit abgeblendeten Lichtern u. ohne Beleuchtung // der 8 Waggon in langsamer Fahrt, öfter haltend, // in letztgenannte Station ein. // Schon bei Lowitzsk hören wir fernen // Kanonendonner und bald auch die ersten // Leuchtkugeln, also wir haben uns der ersten Stellung // für uns in diesem Kriege genähert. In // Lotz sahen wir einen großen Zug mit // Bayern, auch Landsturm, die selbe Richtung // wie wir. Letztere kamen später in Scirniwitze // an. Das Aussteigen aus dem Zug // geschah ganz lautlos, ebenso das Ausladen // der Bagasche (10) u. Maschinengewehre u. der Pferde. // Das Batl. bei dem ich war, setzte in einer // Lindenallee die Gewehre zusammen // u. legten die Tornister ab u. ruhten, // bis das Ausladen der Bagasche (11) ablösten. // Nun kommt der leise Befehl „an die Gewehre, Gepäck auf“. Das II. Batl. rückt in Komp. // Gruppenkolonnen nach der // Stadt u. über den holprigen Marktplatz // durch eine breite Straße, welche ziemlich // ansteigt. Es ist das bes= sere Viertel, ganz // stattliche massive Gebäude mit Veranden // nach der Straße zu. Wir marschieren an // der russischen Kirche vorüber mit // ihren hellglänzenden Kuppeln, ferner // an dem Kaiser-Alexander= platz mit // dem schönen Denkmal des Zaren. // In der Stadt scheinen nicht viel Leute // zu wohnen, denn sonst hätten sie uns // kommen hören. Nur ab und zu sah man // an den Fenstervorhängen im Nachtgewand // Personen hervor lugen. Nun ging // es rechts durch ein breites Tor u. stehen // nun mitten auf dem Kasernenhof // des Don-Kosaken- Regt. N0. 151. Unter Führung preuß. Offiz. u. Unteroffiz. // wurden den Komp. die Räumlichkeiten // angewiesen, wo wir unsere müden Glie= der, // so gut es eben geht, ausstrecken können. Es // dauerte auch nicht lange, da waren wir // im Träume wieder zu Hause. Gegen 9 Uhr // früh heißt es aufstehen, Kaffee fassen, // das trinkt ja der Sachse gerne. Nun geht // es in den Kasernenhof, dort sind die // ganzen Feld= küchen der Reihe nach aufgefahren // u. dampfen heftig drauf los u. hier // sehen wir unsere Bayern von Lodz wieder // u. trinken statt bayrisch. Bier ebenfalls // Kaffee. Diese kamen gleich nach uns in // Skirniwieze an u. bewohnten den anderen // Flügel in der Kaserne, ebenfalls das III. Batl. // unseres Regts. war da. Das I. Batl. // von uns kam gegen Abend mit dem // Regt. Stab ebenfalls noch in die Kaserne, // letztere waren jedoch sehr … // u. wurden in einer größeren Ortschaft // noch vor der Stadt einquartiert. Immer // noch kam Militär J… alles Landsturm. // Die Stadt wimmelte von Soldaten. Von // den Bewohnern waren hauptsächlich die // Juden geblieben, welche auch dem // deutschen Landsturm ihre Waren zum // Verkauf anboten. Die größte Mehrzahl // spricht deutsch, sie beherrschen aber auch // die polnische u. russische Sprache. Schnell // vergeht die Zeit u. 1 Uhr ist Essenfassen // bei der Gulaschkanone. // Nudeln u. Rindfleisch gab es bei uns, // die Bayern hatten Erbsen u. Speck. // So konnte man also tauschen, wenn einer // Appetit zu Erbsen u. ein anderer nach Nudeln hat Das Essen war reichlich und gut damals, // jetzt ist das anders geworden. Nachmittag // war Gewehrreinigen u. Appell, anschließend // Befehlsausgabe. 8 Kompanien vom Regt. rücken vormittags 9 Uhr in Stellung, 4 Komp. // bleiben in Reserve im Waldlager. Die 8 Komp. rücken // also am 9. Juli mit Sack u. Pack früh zur angesetzten // Stunde unter Führung der preußisch. Offiz. u. Unteroffz. // von dem abzulösenden Regt. nach dem nahen Walde // der Rawka zu. Die Sonne meint es gut mit // uns, es ist unser erster Marsch in Feindesland, // aber dennoch ist die Stimmung gut. Wir sehen von // dem heißen aufgewirbelten Staub u. dem tiefen // Sand nicht mehr feldgrau sondern deckgrau // aus. Ein feindlicher  Flieger wird gemeldet, alles // schnell in den Wald rein u. hinlegen, also // die Straße frei, … das war uns bloß lieb. // Der große Vogel kreiste eine gute Weile über dem // Walde u. besonders über der ziemlich breiten // Waldstraße, nun wollte er in die Richtung // Scirniwieze zu, also nach dem freien Gelände, // um dort bessere Ausschau zu halten. Er hatte // ich aber verspätet, wir waren sämtliche Komp. // im Walde drin unter dem Schatten der Bäu me, außerdem mahnten den vorwitzigen großen // Vogel da droben die deutschen Fliegerabwehrgeschütze // u. die dazu aufgestellten Maschinengewehre, // daß das Umschauhalten nicht erlaubt ist, // er mußte schleunigst kehrt machen, // den waren wir also los. Der Marsch wurde // fortgesetzt, aber zur Vorsicht die Straße möglichst // frei gelassen. Die Gefechtsbagage rückte erst // gegen Abend nach, ebenso auch die Feldküchen // u. die 4 Reservekompanien. Nun kamen wir // an eine Waldlichtung, Laufgräben nach // verschiedener Richtung, welche die verschiedenen // Abschnitte bezeichneten, wo sie hinführten, // auch hörten wir gar nicht so weit entfernt // die Gewehrschüsse von den unseren u. den Russen. // So waren wir angelangt an dem Ort Unserer // neuen u. schweren Aufgabe nach einer kurzen, // aber kernigen Ansprache von dem Btl.Kommandeur // u. lautlos ging es in Gruppen in // verschiedene Laufgräben vor, welche ziemlich // tief angelegt waren, jede Komp. nach // ihrem angewiesenen Abschnitt. Meine Komp. // kam in ein zusammengeschossenes Dorf, // Ravkawar der Name, etwas hoch gelegen, unten // im Tale zog sich der kleine Fluß (die Rawka) // in schlangenartiger Windung dahin. Wir lösen // nun die dortige 8. Komp. Nr. 228 ab u. beziehen, // was die ersten Nummern sind, sofort die Posten, erhalten von den alten die besondere Instruktion. // Die abgelöste Mannschaft verläßt ebenso lautlos // die Stellung, in welcher sie seit Februar 1915 // gehaust haben u. jetzt ist es Juli u. zwar // der 9. Nun waren wir Herren in dieser // Gegend, es war Nachmittag 3 Uhr u. wundervolles // Wetter. Die übrigen Mannschaften, welche nicht // auf Posten standen, holten Wasser zum // Nachmittagkaffee u. welche machten Feuer u. // verwendeten grünes Holz u. das rächte sich // eben auch gleich u. gründlich, daß das Feuern // mit grünem Holz im Schützengraben nicht // erlaubt ist, in dem ein paar tüchtige // Ladungen Schrapnells direkt hinter // unseren Gräben platzten sowie einige // ziemlich gut sitzende Granaten u. trotzdem // hatte es keinem schwer geschadet, kamen // diesmal noch mit dem blauen Auge davon // u. Strafe muß sein. Der Kaffee wurde //  trotzdem fertig u. geschmeckt hat er auch. // Die Nacht verlief ziemlich ruhig, nur ab u. zu // einige Gewehrfeuer der Russen // zeigten uns an wo die russische Stellung // uns gegenüber am rührigsten u. nächsten // ist. Scheinwerfer beleuchten die Gegend // bald links, bald rechts u. vor uns, ebenso // öfter auch steigende Raketen lassen erkennen, // daß die Herren Russkis unruhig u. ängstlich // geworden sind. Das Gespenst von Tannenberg (12) // u. Masuren schleicht sich wieder an Sie // heran. Sie merken, daß an der deutschen // Ostfront etwas vor sich geht, aber wo // u. wann?, das macht sie so unsicher // u. das steigert sich immer mehr. Die // nächstfolgende Nacht sollten wir das // erfahren. Unsere Vorposten-Komp. // wurde abends um 1 Komp. verstärkt durch // die Bayern. Auch wir erhielten noch 4 Komp. // Verstärkung in den Graben. Uns wurde unheimlich zu Mute. Wer soll vorgehen? Sollen wir angreifen oder wollen die Russen angreifen, so fragen wir uns // und niemand weiß etwas Bestimmtes! // Fortsetzung im nächsten Brief!

Feldpostkarte, 15. Juli 1916

  • Absendeort: Im Osten an der Düma (13)
  • Truppenzugehörigkeit: 8. Armee, 6. Reserve-Division, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19, II. Bataillon, 8. Kompanie
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Sehr geehrter Herr Pfarrer! Am 14.7.16 erhielt // ich von Herrn Pfarrer mir zugesandtes Gemeindeblatt // vom 29.6.. Es hat lange gebraucht bevor es an seinen Empfänger // gelangte, da der Brief an das 19. Landwehr-Regt. gelangt ist. // Aber sehr gefreut hab ich mich über den Anblick unseres alten // ehrwürdigen Kirchleins der lieben Heimat, hinter deren // Mauern man konfirmiert und auch den Namen, // die schon lange irgendwo in der weiten Welt eine neue // Heimat gefunden, noch nicht vergeßen hat. Fern von der // Heimat, tief im Feindeslande, findet es seine Söhne // und spricht Ihnen mit stummen Worten Trost zu. Haben // Sie, lieber Herr Pfarrer, tausend Dank für Ihre Mühe u. Liebe. // Werde, sobald ich Zeit finde, ausführlicher // über meine Erlebnisse schreiben. // Mit herzlichen Grüßen Ihr David Kuhnle

Bildpostkarte, Kandau, 23. Oktober 1916

Bildpostkarte, Kandau, 23. Oktober 1916

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach

  • Absendeort: Im Schützengraben vor Riga(14)
  • Truppenzugehörigkeit: 8. Armee, 6. Reserve-Division, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19, II. Bataillon, 8. Kompanie
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Hoch geehrter Herr Pfarrer! // Für Zusendung des Sonntag- u. Gemeindeblattes // sage ich Herrn Pfarrer meinen herzlichen Dank. // Ich freue mich und lese mit besonderem Interesse // über alles, was in der alten lieben Heimat // vorgeht. Auch so manchen herben Verlust hat // die Gemeinde zu beklagen, aber dessen unentwegt // rollen immer noch die eisernen Würfel, schwere Opfer // kost es an Geld u. Blut. Aber unsere Sache // steht gut. So heißt es immer // Kopf hoch u. das // Herz weit. Mit deutschem Gruß Kuhnle

Feldpostkarte, 9. Dezember 1916

  • Absendeort: Im Schützengraben vor Riga
  • Truppenzugehörigkeit: 8. Armee, 6. Reserve-Division, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19, II. Bataillon, 8. Kompanie
  • Dienstgrad:Landwehrmann

Im Schützengraben vor Riga Geschrieben den 9. Dez. 1916. // Durch Funken-Telegrafie-Bericht erhielten // wir gestern abend u. 9 Uhr, 8.12. 16 // die erfreuliche Botschaft, daß Bukarest, // die Hauptstadt von Rumänien von den // verbündeten Truppen unter Führung von // Falkenhain(15) und Mackensen (16) erobert ist. Ein donnerndes Hurra erscholl an der Dünafront, das die Russen  mit Granat= // und Gewehrfeuer beantworteten, // sie schossen // also den Salut // dazu, heute waren sie // recht ruhig. // Hurra den braven // Truppen u. Ihren // erhabenen Führern. // Mit deutschem // Gruß // von der Dünafront // Ihr David // Kuhnle!

Bildpostkarte vom Pulverturm in Riga, 18. April 1917

Bildpostkarte vom Pulverturm in Riga, 18. April 1917

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach

  • Absendeort: Reservelager in Riga
  • Truppenzugehörigkeit: 8. Armee, 6. Reserve-Division, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19, II. Bataillon, 8. Kompanie
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Im Reservelager den 18.4.1917. // Sehr geehrter Herr Pfarrer! Erhielt am 14.4. // das von Herrn Pfarrer mir zugesandte Gemeinde= // blatt sowie Beilagen vom Christenboten. // Abermals hat der Tod eine mir gut bekannte Frau // aus dem irdischen Dasein abgerufen. Nicht leicht // ist Frau Läpple ihr Fortkommen gewesen. Das ist // mir aus meiner Kinderzeit sehr gut bekannt. // Mag ihr die Erde leicht sein. Auch die Frau Beuttel, Buhlbronn hab ich gut gekannt. // David Kuhnle

Feldpostbrief und Bildpostkarte von Mazedonien, 17. Mai 1918

Bildpostkarte von Mazedonien, 17. Mai 1918

  • Absendeort: Mazedonien
  • Truppenzugehörigkeit: 8. Armee, 6. Reserve-Division, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 19, II. Bataillon, 8. Kompanie
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Hoch geehrter Herr Pfarrer! // Erlaube mir, Herrn Pfarrer Pressel // mitzuteilen, daß ich gestern, den 16.5. // unser liebes Gemeindeblatt von // Schornbach erhalten habe, sage Herrn // Pfarrer herzlichen Dank dafür. Ich // hatte im Herbst 1917, als ich von meinem // alten Regt. 19 mit den Austausch= // mannschaften nach der Garnison // Leipzig entlassen worden bin, bei // meiner Komp. alle Postsachen nach // Westerritz (17). // Letzteres ist eine Etappen- und Verpflegungs= // station für durchziehende Truppen // von u. nach der Front. Bis Gratzgo (18) // führt die große Bahn, dann geht es // mit der Feldbahn nach Drenoro (19), // Radebyel (20), Troyaci, Perleppe(21), // Plettwarr (22), von dort aus geht es // mittels Tragtier-Kolonnen // nach der Front durch arge Pässe  // u. über das Gebirge. Wir bilden // hier ein Reserve- u. Etappen-= // Batl. für sächsische Truppen, // welche an der Front sind. Nur // wir ältere Leute kommen als // Ersatzleute an die Front nicht // mehr in Frage. Wir haben die // Bewachung der Seilbahn, über[nommen], welche das modernste Beförderungs= // mittel ist in solchen Ländern, // wo die Kultur noch herzlich // wenig Fuß gefaßt hat. Wir sind // auf verschiedene Stationen verteilt. // Unsere Station heißt Toplika (23) in der Nähe des Troyaci-Lagers. Von dort // stehen wir Posten u. Patrouille // im Gebirge nach dem Lauf der // Seilbahn. Der Dienst ist sehr ausgedehnt, // freie Zeit gibt es nicht viel, aber // wir sind wenigstens von der // Front weg u. brauchen nicht in den // Erdhöhlen zu wohnen wie einst. // Wir wohnen in luftiger Höhe in // einer hübschen Baracke, welche mit // großen Steinen eingefaßt ist, // damit uns der Wind nicht unfrei= // willig ins Tal befördert. Wir // wohnen hier 15 Mann mit 1 // Unteroffz.. Die Verpflegung // ist hier besser als in Rußland. // Wir genießen hier die sogenannte // Balkanzulage, // welche in Butter u. Fett besteht, // was wir auch sehr notwendig gebrauchen // können, denn die ungewöhnliche Temperatur // in diesem Lande stellt an uns // Mittel-Europäer die größten // Anforderungen, besonders an uns // ältere Leute, es fehlt der Wald. // Die Malaria greift in der heißen // Jahreszeit ganz bedenklich um sich. // Bis jetzt bin ich verschont geblieben // davon, aber viele meiner Kameraden, // welche mit rauf gekommen sind // i/ Herbst 1917 wurden von dieser // heimtückischen Krankheit befallen // u. kamen ins Lazarett, teilweise // auch wieder nach der Heimat. // Hoffen wir das Beste, daß ich // auch aus diesem Lande heil und // gesund wieder in die Heimat // komme. Es hat in diesem // schrecklichsten aller Kriege // jeder sein Päckchen zu // tragen, im Felde wie in der // Heimat. In der Gemeinde Schornbach // sind leider auch wieder recht große Verluste // zu beklagen, sowie auch in der Nachbar= // gemeinde Buhlbronn. Auch der // alte ehrwürdige Herr Friedrich Schaal (24) // ist zu seinen Vätern heimgegangen. // Er war mir aus meiner Jugendzeit // sehr gut bekannt, ein guter u. // ruhiger Bürger u.ein Kinderfreund. // Auch ihm war die Schwere des // Krieges im hohen Alter nicht // erspart geblieben, darum Friede // seiner Asche und von den Seinen // unvergessen! // Im nächsten Brief will ich noch // einiges über Land u. Leute aus // Mazedonien berichten, wie die Zeit // es mir erlaubt und will für // heute schließen mit dem Wunsch // für eine gute u. reiche Ernte für // die alte Heimat u. besonders für // unser liebes Schornbach. // Mit deutschem Gruß aus Mazedonien // für Herrn Pfarrer u. die Gemeinde // Ihr dankbarer Ldw.mann // David Kuhnle

Bildpostkarte:

Lege hier noch eine kleine Ansicht von // unserem Radahthal // für Herrn Pfarrer mit bei, eine Aufnahme // von der neuen Paßstraße u. der Feldbahn. Der Durchbruch durch den Reiakpass (25), ausgeführt // von deutschen Straßenbaukompagnien und // deutschen Eisenbahn= //  truppen mit Hilfe russischer // Gefangener i/ Jahr 1916 u. 17. Wahrlich // keine leichte Arbeit, durch dieses Felsengebirge. //  Es ist die Strecke Drenoro – Trayaci.

Feldpostkarte, o.D.

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Sehr geehrter Herr Pfarrer! Wir haben nun // den äußerst strengen Winter hinter uns. Die // großen Schneemassen sind so ziemlich schnell // verschwunden und der Eisgang auf der Düna // ist im vollen Gange. Auf dem rechten Ufer sind // teilweise große Wassermassen eingetreten. Sonst …Rest kann nicht gelesen werden // Einmal muß dieser // schreckliche Krieg // doch ein Ende // nehmen. // Mit freundlichem // Gruß u. Dank // Ihr Ldwmann D. Kuhnle.

Feldpostkarte, o.D.

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Hoch geehrter Herr Pfarrer! Wir haben nun // den äußerst strengen Winter hinter uns. Die // großen Schneemassen sind so ziemlich schnell // verschwunden? und der Eisgang auf der Düna // ist in vollem Gange. Auf dem rechten Ufer sind // teilweise große Überschwemmungen eingetreten. // Sonst ist es an unserer Front recht ruhig // und hoffen wir, daß es bald ganz ruhig wird. Desto // schlimmer? ist es aber im Westen. Dort scheint der // Feind seine ganzen Kräfte // einzusetzen. Mögen sie sich die // Köpfe nacheinander ein= rennen. // Ob sie dabei etwas … das // müssen und wollen wir unseren // Kameraden im Westen überlassen. // Sie werden auch den willdesten // Anstürmen stand= // halten. Auch wir haben es // gelernt, den // Mut nicht sinken zu lassen. // Einmal muß dieser // schreckliche Krieg // doch ein Ende // nehmen. // Mit freundlichem Gruß u. Dank // Ihr Ldw.mann D. Kuhnle // Mit herzlichem Gruß an die Gemeinde.

Feldpostkarte, o.D.

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Landwehrmann

So heißt es eben für uns noch etwas auszuharren // u. wenn wir den Leibriemen auch noch enger schnallen // müssen, als wir schon gemacht haben, verhungern // werden wir trotzdem nicht, aber jedenfalls ist es tausend= // mal besser, als ein von England abhängendes Volk // zu sein. Da müssten wir uns doch schämen vor unseren // Kinder u. Enkel, wenn wir uns unterkriegen lassen // wollten von der Bande. Das sollte sich jeder Deutsche // sagen, daß das ein Brandmal wäre u. ein Unglück // für das ganze deutsche Volk. Also durchhalten u. einhalten // ist die Losung an der Düna. Wir besorgen es ihnen schon, // wenn sie frech werden, die Russkis. // In der Hoffnung, daß unsere // Sache zum guten Ende führt // grüße ich mit aller // Hochachtung // Herrn Pfarrer nebst lieber Familie // mit Grüßen an die // Gemeinde. // Ihr Ldw.mann Kuhnle

Aktualisiert am: 27.07.2018