Kaltschmid, Wilhelm

Quellenangabe

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach, Nr. 442

Kurzbiografie

Wilhelm Kaltschmid war Bauer in Schornbach. Er wurde am 6. August 1914 als Reservist eingezogen und am 14. Oktober 1918 entlassen. Er wurde durch einen Lungenschuss und einen Schuss in den rechten Oberarm getroffen. Bei Bezelaire (Belgien) wurde er verwundet und kam anschließend in ein Lazarett in Halle. Nach acht Monaten kehrte er in die Heimat zurück, war jedoch nicht mehr voll arbeitsfähig.(1)

Feldpostkarte, 28. November 1914

  • Absendeort: Halle an der Saale, Reservelazarett Weidenplan
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Das Mitglied Ihrer Gemeinde // Wilhelm Kaltschmied // (Ers.Res., Res.Inf.Reg. 248, 11. Komp.) // liegt hier als Verwundeter. Er wird sich freuen, von seinem Ortspfarrer // einen Gruß und Lesestoff aus seiner Heimat (Sonntagsblatt, Zeitung usw.) // zu erhalten.// Stempel:  Reserve-Lazarett // Weidenplan, Halle a.S.// gez. Winterberg, // Lazarettseelsorger

Feldpostkarte, 20. Februar 1915

  • Absendeort: Halle an der Saale
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Für die Blättchen danke // ich Ihnen Geehrter Herr Pfarrer! // Endlich muß ich Ihnen auch // einige Zeilen schreiben. // Für den beigelegten // Brief sage ich meinen besten // Dank. Es geht mir soweit // gut. Nur wird es noch lange // anstehn, bis ich fort komme. // Am Donnerstag wurde wieder // Blut von mir genommen und // untersucht. Ich trage alles // mit Geduld. Inzwischen grüßt // Sie herzlich auf Wiedersehen // W. Kaltschmid

Feldpostkarte, 5. April 1915

  • Absendeort: Halle an der Saale, Reservelazarett Weidenplan
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer! // Hier sende ich Ihnen eine // Karte, um auch ein= // mal ein Lebenszeichen // von mir wieder zu hören. // Es geht mir gottlob so= // weit gut, ich hatte 3mal // jetzt Ausgang. Wenn ich // in ein Erholungsheim // komme, weiß ich noch nicht // Am Karfreitag bekamen // wir das Heilige Abend= // mahl hier. Zur Zeit sind // nicht viel Verwundete // hier. Mit Gruß W. Kaltschmid

Feldpostkarte, 9. April 1915

  • Absendeort: Schierke im Harz, Lazarett Tannenheim
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Sehr geehrter Herr Pfarrer! // Theile Ihnen mit, daß ich jetzt hier bin, // es geht mir soweit gut. Hier giebt es // noch Schnee und Eis. Meine Adr. ist // Ersatz Reservist Wilhelm Kaltschmid // Lazarett Tannenheim Schierke im // Harz. Mit herzlichem Gruß W. Kaltschmid

Feldpostkarte, 29. April 1915

  • Absendeort: Schierke im Harz, Lazarett Tannenheim
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer!// Sende Ihnen hier eine // Karte. Es geht mir soweit // gut habe auch besser Appetit // als in Halle. Die Kost ist hier // außerordentlich gut. Haben // seit einiger Zeit schönes Wetter.// Ausgehen kann ich, wann ich will.// Es tut mir leid um Herrn // Hauptlehrer Münz, daß er so // schnell gestorben ist. Wir ver= // lieren in ihm ein treues // und arbeitssames, dem kei=// ne Arbeit zu viel war, Glied unsere Gemeinde! Ich kann // Ihn nicht hoch genug schätzen, // solang Herr Münz hier ist.// Mit Gruß auf Wiedersehen. W

Feldpostkarte, 18. Mai 1915

  • Absendeort: Schierke im Harz, Lazarett Tannenheim
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer! // Sende Ihnen hier eine // Karte. Es geht mir soweit // gut. Diesen oder nächsten // Monat komme ich vielleicht // in Urlaub, wenn ich fort // darf. Heute machen wir // einen Ausflug auf den // Brocken 1142 m hoch schon um 2 Uhr morgens brachen // wir auf, sahen aber nichts // vor lauter Wolken und // Nebel. Vom 20. Fährt die // Bahn wieder dorthin. Gruß // W.K.

Feldpostkarte, 22. Juni 1915

  • Absendeort: Schierke im Harz
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer! // Endlich komme ich dazu Ihnen // auch einmal wieder zu schreiben. // Mir geht’s soweit gut. Was ich auch // von Ihnen hoffe. Nächste Woche // // werde ich von hier fortkommen // zum Ersatzbataillon nach Zuffen= // hausen bei Stuttgart. Von // dort  erwarte ich Urlaub. Vorige Woche hatten wir ein // heftiges Gewitter mit starkem // Hagel verbunden. Es hat 5 bis 6 // Wochen vorher nicht geregnet, // Das Gras ist ganz ausgedört. Das war ein harter Schlag für // mich als ich Nachricht erhielt, daß // Fritz Kurz und Johannes Münz gefallen seien.

Feldpostkarte, 5. Juni 1916

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer!  // Die Blätter habe ich erhalten. // Besten Dank dafür. Es // geht mir noch gut und // bin gesund. Habe auch // schon die anderen Kamm= //raden von Schornbach // und Umgebung besucht. // Das Gedreite ist hier zum // Teil schön. Mit Gruß auf // baldiges Wiedersehen. // W. K.

Feldpostkarte, 3. Juli 1916

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: 27. Armeekorps, 54. Division, Res.Inf.Reg. 248, 3.Bat., 11. Komp.
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer! // Die Blätter habe ich er= // halten wofür ich bestens // danke. Geht mir noch gut // was ich auch von Ihnen u. // Ihren Angehörigen hoffe. Das // Wetter ist wieder besser. // Das Heuen ist hier noch // nicht beendet . Es grüßt // Euch Allerherzlichst W. K.

Bildpostkarte, 3. November 1916

Bildpostkarte, Brixen, 3. November 1916

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach

  • Absendeort: Stuttgart (!), Reservelazarett
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Ersatzreservist

Geehrter Herr Pfarrer! // Besten Dank für die // Blätter. Habe sie schon // oft vermißt. Es geht mir // soweit gut. Was // ich auch von Ihnen und // Familie auch hoffe. Mit // freundlichem  Gruß auf // baldiges Wiedersehen. W.

Feldpostbrief, 19. November 1917

  • Absendeort: Bayerisches Kriegslazarett, Station Schloß, Winidschgrätz
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Geehrter Herr Pfarrer! // Endlich komm ich dazu, Ihnen auch einige Zeilen // zu schreiben. Daß ich hier im Lazarett bin, werden // Sie schon von meinen Lieben erfahren haben, // es geht mir soweit ordentlich wieder, einmal // ist es besser, dann wieder schlechter. Die Kost // und Behandlung laßt viel zu wünschen übrig, // als ich hieher kam, war noch gar nichts eingerichtet. // Das Schloß gehört einem Fürsten, umgeben von // einem schönen See, aber sonst sieht man nur // die hohen Schneeberge. Die Bahn Verbindung ist // auch sehr schlecht in Österreich, meistens nur Schmal= // spur, überhaupt im Ganzen ist es in // Österreich schlecht, in Italien ist es besser gewesen. // Der Vormarsch war sehr anstrengend für uns, fast // nichts zu essen und zu trinken, brachen oft fast zusammen, dann die schlechten Wege und über die hohen // Berge und Pässe, wo man nur Mann hinter Mann gehen konnte, stiegen oft über 1200 Meter hinauf. // Die Italiener wichen oft fluchtartig aus, da kam man in 5 Tagen über 100 Kilometer vor,// wir machten nicht weit von Udine 800 Gefangene, zusammengeschossen wurde gerade // nicht viel, Artilleriefeuer bekam man fast keins, nur einzelne Schüsse , so wurde fast alles //mit geringen Verlusten genommen. In Italien fanden wir zu essen und zu trinken; über= // haupt Wein, roten und weißen, konnte ihn aber nicht gut vertragen, bekam gleich Durchfall und spürte es // gleich im Magen und im Darm. Als die Gefangenen weggebracht wurden, kam ich mit, weil // ich fast wunde Füße hatte und sagte es zu meinem Leutnant. 3 Tage hatten wir zu marschieren // fast ohne was zu essen, von der Komp. bekamen wir nichts mit, auch die Gefangenen hatten Hunger und baten uns um Brot, als wir sie am 3.Tag ablieferten, meldete ich mich dann krank.// Werden wohl bald wegkommen, wohin weiß ich nicht, weiß auch nicht ganz genau wo mein Ross ist, es // soll nach Südtirol gekommen sein. Unsere Fahrt von Kirchheim aus, am 17. Sept. abends 10. Uhr gings // weg, über Ludwigsburg, Bietigheim, dort wurden wir verpflegt, dann über Karlsruhe, Bruchsal // Straßburg, Zabern, von dort zu Fuß Mauersmünster, dann Reinhardsmünster, dort wurden // wir den Komp,. zugeteilt, von dort ins Quartier nach St. Gallen (?), dort gab es viele Nüsse und // Zwetschgen. Am 27. gings weg, wieder die alte Strecke über Plochingen, Ulm, Augsburg, München, Salz= // burg durch Kärnten, Steiermark, dort sah man ganz schlechte Gegenden, viele Sümpfe, Moore.// Dann gings nach St. Johann, St. Veit nach Maria Saal,// dort ausgeladen, 16 Kilometer wieder zu Fuß über // Klagenfurt nach Grafenstein, Krainburg, Eisen= // kappel, Bischoflack,  Kirchheim, St. Aluzia,(?) und // Tolmein, Kirchenfraint (?) Schippedale Cividale nach // Udine. Udine ist eine Festung. Über die Flüsse // sollen viele ertrunken sein. Dieses Jahr wird // der Krieg noch nicht zu Ende gehen, aber das nächste // Jahr denke ich und mit Gottes Hilfe, muss immer // von Tag zu Tag unserem Gott danken, daß ich immer // unversehrt davon gekommen bin. Ich nehme den //  Tag hin, mag kommen was will, da kommt man immer // durch, wenn man sich und seine Hoffnung auf // den Herrn setzt. Hab mich schon oft danach ge= // sehnt, auch einmal einem Gottesdienst beizu= // wohnen, hier ist alles katholisch überhaupt ganze Gegenden // Muß heute und jeden Sonntag daran denken wenn // es Zeit ist, in die Kirche zu gehen.//  Hoffentlich darf ich wieder heimkehren, zu meinen // Lieben, daß wir wieder miteinander zur Kirche // gehen können. Wie wird es oft meiner Mutter sein! //

 [die folgenden Sätze stehen am Rand des Briefes, verstreut über die Seiten] Lese immer in meinem Gebetbüchlein, dann fallen mir noch die anderen schönen Sprüche und Lieder // ein, mir ist es um meine Seele zu tun, bitte immer Gott, daß er mir doch möge meine Sünden // vergeben, daß ich einst wenn mein Stündlein naht, ruhig eingehen kann zur ewigen Ruhe. // Nun wie geht es Ihnen und Eurer Familie, hoffentlich gut, wenn ich was etwas // zum Lesen bekommen kann, // wäre ich Ihnen dankbar, wie sieht es sonst in // Schornbach und Buhlbronn, Mannshaupten aus. // Nun // will ich schließen mit den herzlichsten Grüßen // auf baldiges Wiedersehen, so Gott will in der Heimat  W. K.//

 Schreibe dann später wieder wo ich bin

Aktualisiert am: 27.07.2018