Hofelich, Ernst

Quellenangabe

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach, Nr. 421

Kurzbiografie

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Feldpostbrief 3. Oktober 1915

  • Absendeort: Münster (Neckar)
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Sehr geehrter Herr Pfarrer! // Im Auftrag meiner Eltern erlaube ich mir // Ihnen meinem Bruder sein Bild sowie // seine Adr. zu senden u sie würden // vielleicht so freundlich sein u meinen // Eltern auch ein Gemeindeblatt dann // zukommenlassen // seine Adr ist: // Freiwilliger Krankenpfleger // Ernst Hofelich // beim Württembergischen Mobilen // Begleittrupp I. Zug, 6. Arme // Etappeninspektion // Adr. von uns möchte ich ihnen auch gleich // senden // Andreas Hofelich // Maschinist // in Münster am Nekar // Klosterstrase No 13 // Mit grus // Famielie Hofelich.(1)

Feldpostbrief, 7. Oktober 1915

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Im Auftrage meiner lieben Mutter // erlaube ich mir gütigst Ihnen ein= // mal zu schreiben. Ich war ganz erstaunt, // als mir meine liebe Mutter schrieb, // ich soll auch Ihnen einmal schreiben. // Weil ich nun gerade heute ein wenig // Zeit habe will ich Ihnen nun einige Zei= // len widmen. Mir geht es Gott sei Dank // bis jetzt noch gut, bloß habe ich immer // ein wenig Malheur mit meinem // Fuß. Es ist halt manchmal oft zu // streng. Aber ich weiß, ich bekomme Kraft // von unserem Heiland, der auch, als // er von Feinden umringt war, // von seinem Vater Kraft und Hilfe bekam // nach harter und schwerer Arbeit, aber // später siegreich heimziehen // durfte hinauf gen Himmel wo // ewiger Friede herrscht, und so wollen // auch wir einmal heimziehen siegreich, // aber nicht nur siegreich auf Erden, auch // Sieg und Friede im Herzen, das ist // meine Losung und mein Ziel und mit // diesem Gedanken bin ich hinausge= // zogen trotz meinem kranken Fuß, // welcher mir sehr viel zu schaffen macht. // ich konnte nicht mehr daheim bleiben, // es zog mich förmlich hinaus. Ich // bin in Cambrai einquartiert. Hier // ist es sehr schön, aber auch sehr gefährlich. // Jeden Tag kommen feindliche Flieger. // Am 23. September waren 17 Flieger hier, haben // schwer bombardiert. Es gab 7 Tote, 30- // 40 Schwerverwundete und Leichtverwundete. // Am 2. Oktober war ein französisches Luftschiff // hier, hat 12 Bomben geworfen. Eine // fiel in das Haus, wo fünf Kameraden, // freiw. Krankenpfleger wohnten. 1 war // gleich tot, 3 schwer- und 1 leichtverwundet. Herr Oberstabsarzt Rühle wurde auch // getötet durch einen Splitter und 1 Maschi= // nenleiter, es war abends um 10 ½ Uhr. // Auch unsere Fenster sind  großenteils // zertrümmert, denn eine Bombe platzte // in der Nähe von unserem Quartier. // Keine Minute ist man sicher, der // Tod steht immer vor der Türe. Ich bin // einem mobilen Begleittrupp zugeteilt, // da müssen wir Lazarett- und Transport= // dienst machen. Ich bin schon 8 Wochen in // einem Lazarett tätig, und zwar bin ich // da als hilfe beim Arzt. Ich komme aber // jedenfalls in nächster Zeit zum Auto= // park, mein Zugführer hat es gesagt. // Ich bin in einer Villa einquartiert, da haben wir alles, bloß keine Betten // und nichts zum Essen. Wir liegen auf dem Boden. Ich muss nun schließen und hoffe, // auch von Ihnen einmal mit einer Karte  // erfreut zu werden. // Es grüßt Sie und Ihre lieben // freundlich // Ihr früherer // Unterrichts-Schüler // Ernst Hofelich. // Mit Gott für König und Vaterland.

Feldpostkarte, 2. November 1915

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Sehr geehrter Herr Pressel! // Ihren lieben Brief habe ich erhalt= // en welcher mich außerordentlich // freude hauptsächlich das Gemein= // deblatt von meiner lieben Heimat. // Es wäre mir sehr angenehm wenn // Sie mir auch den Anzeiger zu= // schicken würden. Den Abonemets= // betrag sowie Ihre Unkosten werde // ich Ihnen dann aushändigen u. // per Post schicken. Es ist immer die // größte Freude wenn man auch weiß // wie es auch Daheim zugeht. Ich // mache Ihnen meinen besten Dank für Ihre // Güte u Liebe die sie mir erwiesen // haben. Grüße an die Gemeinde Buhlbronn. // Es grüßt Sie Ihr Ernst Hofelich.

Feldpostkarte, 15. Dezember 1915

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: Kriegslazarett 6. bayer. Res.-Division, Etappeninspektion 6. Armee, Abteilung III.
  • Dienstgrad: freiwilliger Krankenpfleger

Sehr geehrter Herr Pfarrer! // Heute erhielt ich Ihre Zeitung spreche Ihnen // meinen besten Dank aus. Mein Wunsch den // ich schon lange habe kann leider nicht erfüllt // werden da ich plötzlich krank geworden bin u. // deshalb nicht in Urlaub fahren kann. Bin nun schon // seit 3 Wochen hier im Lazarett, habe Rheu= // matismus in den Muskeln es geht aber jetzt wieder // ein wenig besser muss halt immer im Bett blei= // ben kann halt kaum laufen. Hoffentlich kann // (Randbeschriftung:) ich bald wieder meiner // Arbeit nachgehen. // (Eckbeschriftung:) Es grüßt Sie Ihr // Ernst Hofelich.

Feldpostkarte, 9. Februar 1916

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: Vereinslazarett vom Roten Kreuz, Cannstatt, Waiblinger Straße.
  • Dienstgrad: Freiwilliger Krankenpfleger

Sehr geehrter Herr Pfarrer // Heute früh kam zu meinen großen erstaunen // Ihr liebes Blatt in meine Hände. Entschuldigen // Sie bitt weil ich so lange nichts von mir hören // denn es war mir unmöglich denn meine Adr. änderte // sich in letzter Zeit sehr oft. Ich bin nun durch die // Mühe von Herrn Oberstabsarzt Dr. Grosse hierher // verlegt worden. Es will halt gar nicht besser werden // muss immer noch im Bett bleiben. Es grüßt Sie Ihr // Ernst Hofelich. // (Randbeschriftung:) Auch besten Dank für alles

Feldpostkarte 6. April 1916

  • Absendeort: Cannstatt
  • Truppenzugehörigkeit: Bezirkskrankenhaus Cannstatt, Bau 3.
  • Dienstgrad: Freiwilliger Krankenpfleger

Sehr geehrter Herr Pfarrer Pressel! // Im Auftrag meines // lb. Kameraden Hofelich, soll // ich Ihnen den besten Dank // für die Zusendung der Zeitung // sagen. Es tut ihm sehr leid, // Ihnen nicht früher einige // Zeilen zugehen lassen zu können. // Sein Zustand war in letzter // Zeit nicht sehr lobend, aber // gottlob ist er jetzt wieder ganz // wohl; obwohl sich die Besserung // sehr langsam vollzieht. Er // ist immer sehr hoffnungsvoll u. // mit seinem Schicksal zufrieden, // was ihm sehr zugute kommt. In // der Hoffnung Sie bald besuchen // zu können, läßt er Sie herzlich // grüßen Hochachtungsvoll // O. Rote.(2) 

Feldpostkarte, 30. Dezember 1916

  • Absendeort: Cannstatt
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Werter Herr Pfarrer! // Besten Dank für die freundliche // Zusendung der werten Blätter, // welche mir stäts Willkommen sind. // Wünsche Ihnen auch ein gesegnetes // neues Jahr. Bin seit  dem 2. Dez. // wieder in Cannstatt im Krankenhaus. // (Randbeschriftung:) Es grüßt Sie Ernst Hofelich

Feldpostbrief, 23. Dezember 1917

  • Absendeort: Stuttgart 
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: -

Mein lieber Herr Pfarrer! // Heute nach Wochen will ich mich // aufschwigen u. Ihnen ein kleines // Brieflein schreiben. Vor allem ent= // schuldigen will ich mich für // meine Schweigsamkeit! Für // die freundliche zusendung des Gemeinde= // blatts Danke ich Ihnen von ganzem // Herzen. Heimatlich, da schlumerd, // durch gnaten der Krankheit[a Meint Verfasser: „Gedanken an die Heimat, sie schlummern, in Zeiten  der Krankheit erwachen sie und bringen einem zurück in das Land der  Kindheit“], // erwachen u. bringen einem zurück // in das Land der Kindheit, durch // die einfache schlichte Worte die // aus dem Blättchen hervorgehen. // Gern pflege ich einen Verkehr mit // meiner Heimat – das gute zu // fördern u. pflegen mit jedem // Atemzug – // Mit wem ist nur die Frage wen // man schon 25 Monat danieder // liegt u. seine Heimat, sein Glück // missen muss?? Wiederum haben // wir Weihnachten! // Unbeirrt geht die Mutter Erde // ihren stillen Weg durch die // Welten; ob auch das Blut // ihrer Kinder dampft u. nieder= // tropft, ob ihre Klüfte, Berge // u Täler widerhallen vom // Geschrei der Wutdes Entsagens // Wie viel Blut u. Tränen sie schon // trägt, welche Greuel sie schon // sah, von Anbeginn an? – // und Lenz u Herbst kamen u // gingen auf ihren Wegen … // ... obgleich manch Menschens= // kind vermeinte[b Unklare Formulierung, will der Verfasser sagen: „Frühjahr und Herbst kamen   und gingen immer wieder, obgleich mancher Mensch dies nicht für möglich   hielt“?],die Sonne // müßte stillstehen u. die Gestirne // verlöschen vor dem weltenbreiten // Weh das in diesen Schreckenstagen // wuchs. // Man könnte noch vieles schreiben // aber der Raum reicht mir nicht // aus. // (Eingeschoben:) Deshalb will ich mich kurz fassen. // Mit Gottes Gnaden dürfen // wir auch fragen: // Welches Jahr sah mehr Helden= // mut als dieses, bei Man u. // Weib, sah mehr Leid u. Bürde // tragen in gottgeweihter Geduld, // hörte mehr Lobgesänge unter // quellenden Tränen, derer denen // Wunden geschlagen an // Leib u. Seele? Gebe Gott, daß // wir uns in diesen Hoffnungen // nicht täuschen lassen u. // dass diese Chronik anders // geschrieben wird, als es der // Welthistoriker bucht. Gebe es // Gott, daß viele Namen ein= // getragen werden, daß eine // reiche Ernte entstehe aus // bitterer Saat der Tränen u. // des Bluts, des Herzeleid // der Kranken im eisernen // Bann der Zeit. Über dessen // wir[d] eine neue Zeit beginnen // des Heils u. des Friedens // unter den Waffen der // Menschheit. // Das walte Gott. // Wünsche Ihnen, meinem lieben // Herr Pfarrer samt Ihre Familie // u. der ganzen Gemeinde ja // meiner ganzen Heimat // Fröhliche Weihnachten. // (Randbeschriftung rechts:) Entschuldigen Sie meine schlechte Schrift es geht nicht besser// liege ganz // stark im Bett // (Randbeschriftung links:) Gott befohlen u. herzliche Grüße // erlaubt sich Ihnen zu // senden Ihr Ernst Hofelich.

Aktualisiert am: 20.07.2018