Mader, Friedrich Wilhelm

Von: Lächele, Rainer

Inhaltsverzeichnis
  1. Friedrich Wilhelm Mader (1866-1945)
  2. 1: Familienverhältnisse
  3. 2: Biografische Würdigung
  4. Anhang

Friedrich Wilhelm Mader (1866-1945)

1: Familienverhältnisse

V Philipp Friedrich Mader (*24.4.1832 + 3.6.1917), Pfarrer in Nizza

M Mathilde Luise Mader, geb. Moser

G 4

∞ 1894 Martha Fischer (22.6.1874-12.7.1945), Tochter des Pfarrers Karl Fischer in Eberstadt

K 6 (Else 1895-1913, Karl *1897, Friedrich *1900, Hedwig *1906, Marie Theres *1910, Elisabeth *1916)

2: Biografische Würdigung

Friedrich Wilhelm Mader (1866-1945)

Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, Nr. 3637. Fotograf: W. Hornung, Tübingen

Der am 8. September 1866 in Nizza in Südfrankreich in eine Pfarrerfamilie hineingeborene Mader war von Kind auf „schüchtern und unbeholfen im Umgang mit Menschen und litt zeitlebens an einem Mangel an Selbstvertrauen“. Er wuchs heran in einem national geprägten Elternhaus, umso mehr, als das Umfeld nicht eben deutschfreundlich gesinnt war. Die schwache gesundheitliche Konstitution bringt Mader früh schon zum Lesen: als Achtjähriger schrieb er seine ersten Märchen. Später entdeckte er seinen Hang zur Dichtung. Eine Fülle seiner Gedichte wurde für die Jugendbewegung vertont. Erste Prosastücke entstanden in der Tübinger Studienzeit. In Tübingen war er auch Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter“ München  und der „Moggendorfer Blätter“. Dem 1. theologischen Examen folgten Lehr- und im wörtlichsten Sinne Wanderjahre: für ein kurzes Vikariat beim Vater in Nizza wanderte er in sechs Wochen von Balingen in die südfranzösische Stadt.

Nach den üblichen Jahren im unständigen Pfarrdienst wurde er 1897 zum Pfarrer von Eschelbach ernannt. Im dortigen Pfarramt begann das Wirken des Jugendschriftstellers Mader, der ausschließlich für Jungen schrieb. Darüber hinaus verfasste er mehrere Dramen und Schwänke in schwäbischem Dialekt. Maders Verlag, der Unionverlag wurde mit ihm zum erfolgreichsten Jugendbuchverlag zwischen 1890 und 1930.

Die Erzählungen Maders orientieren sich stark an Jules Verne und Karl May und sind geprägt von geographischen Schilderungen, die Mader mühsam erarbeitete. Titel wie „Nach den Mondbergen. Eine abenteuerliche Reise nach den rätselhaften Quellen des Nils“ (1920) oder  „Am Kilimandscharo. Abenteuer und Kämpfe in Deutsch-Ostafrika“ (1941) sprechen für sich. Der Burenkrieg stellte ein wichtiges Thema dar, das er in mehreren Romanen beleuchtete.

Ein anderer Schwerpunkt seiner Arbeiten lag auf pädagogischen Fragen. 1902 schlug er in einem Zeitungsartikel vor, die geistliche Schulaufsicht aufzuheben, was ihm einen Tadel des Stuttgarter Konsistoriums einbrachte. Ein Jahr später beschäftigte er sich mit „Züchtigungspflicht und Züchtigungsrecht“ und griff 1914 mit der Schrift „Die Prügelstrafe in der Schule“ (1914) die prügelnden Volksschullehrer seiner Zeit an. Mader schilderte in diesem Buch seine Erfahrungen in Frankreich, wo die Prügelstrafe in der Schule verboten war. Zudem gelte der Deutsche in Frankreich aufgrund seiner „Prügelwut“ als Halbbarbar.

Aufsehen erregte Mader auch 1911 mit seinem Science-fiction-Roman „Wunderwelten“. Dieser Roman wurde 1987 als einzige unveränderte Neuauflage von Maders Werken nach 1945 wieder veröffentlicht.

Weniger nationalistisch als vielmehr seelsorgerlich fielen Maders „Geistlichen Kriegslieder“ aus, die 1915 erschienen und eine Verbreitung von über 30.000 Exemplaren fanden. Auf Dauer ging das Nebeneinander von Pfarramt und Schriftstellerei nicht gut.  Daher ließ sich Mader 1917 in den Ruhestand versetzen und zog nach Stuttgart.

Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren für Mader schwierige Jahre. Sein eigener Verlag kostete mehr Arbeit, als er einbrachte. So war es keine Frage, ab 1922 mit der „Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart“ zusammen zu arbeiten. Langsam, aber sicher wuchs der Erfolg von Maders Schriften. Zugleich rief er mit etlichen seiner Schriften Kopfschütteln und scharfen Widerspruch hervor. So auch, als er 1924 das Buch „Die Gefahren der Enthaltsamkeit“ veröffentlichte. Hier rechnete er mit „fanatischen Alkoholfeinden“ „vom biblisch-christlichen Standpunkte“ ab.

Seit Mitte der 30er Jahre kamen Maders Schriften aus der Mode. Trotz größter Bemühungen wurden seine Arbeiten kaum noch gedruckt. Offenbar hatte sich der Geschmack der Jugend verändert. Die letzten Jahre seines Lebens waren von dauernden finanziellen Problemen bestimmt. Kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen starb Mader am Karfreitag, 20.April 1945.

Nach 1945 wurden nur noch einzelne Erzählungen Maders gekürzt und um anstößige nationalistische Anklänge bereinigt wieder aufgelegt wie etwa „Die  Flucht aus dem Sudan“ von 1952. Vielfach wurden alle belehrenden und religiösen Aspekte beseitigt. In den 50er Jahren kam es nochmals zu einer kleinen Mader-Renaissance. In den 80er Jahren erschien im Heyne Verlag München nochmals sein Science-fiction-Roman „Wunderwelten“, einst der bemerkenswerteste Roman dieses Genres im Kaiserreich. Der englische Gelehrte und Astronom Lord Charles Flitmore reist in einem Raumschiff zum Mars, Jupiter und Saturn, entdeckt in einem anderen Sonnensystem einen erdähnlichen Planeten und kehrt dann zur Erde zurück.

Mader verstarb am 30. März 1945 in Bönnigheim.

Erstabdruck in: Württembergergische Biographien unter Einbeziehung Hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band I. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Maria Magdalena Rückert, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2006. Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung.

Aktualisiert am: 06.03.2024