Gauger, Joseph

Von: Lächele, Rainer

Inhaltsverzeichnis
  1. Joseph Gauger (1866-1939)
  2. 1: Familienverhältnisse
  3. 2: Biographische Würdigung
  4. Anhang

Joseph Gauger (1866-1939)

1: Familienverhältnisse

V Johann Martin Gauger (5.2.1816-3.9.1873), Lehrer am Erziehungsheim Paulinenpflege

M Pauline Christine geb. Schmid (+ 1897)

G 10, u.a. die Schwestern Luise, Heinrike und Maria (Ehefrau des Direktors Heinrich Ziegler, Wilhelmsdorf), Bruder Samuel Gauger (13.11.1859-29.5.1941), Dekan in Ludwigsburg

∞ 1898 Emeline Gesenberg

2: Biographische Würdigung

Joseph Gauger, geboren am 2. April 1866 in Winnenden, entstammte dem württembergischen Pietismus. Geprägt durch den Vater fand er selbst schon früh Anschluss an pietistische Gruppen wie der Hahnschen Gemeinschaft. Die zeitlebens enge Verbindung Gaugers zur Inneren Mission begann mit seiner Tätigkeit als Lehrer an der bekannten „Bildungsanstalt für Kleinkinderpflegerinnen“ in Großheppach. Sein pädagogisches Talent war schon hier deutlich zu spüren. 1889-1893 studierte er zunächst die Rechte, dann die evangelische Theologie in Tübingen. 1898 wurde er sTadtpfarrverweser in Giengen an der Brenz. Noch im selben Jahr verließ er die Württembergische Landeskirche, um in die Dienste der „Evangelischen Gesellschaft“ in Elberfeld zu treten. Damit ging er gewissermaßen vom württembergischen zum niederrheinischen Pietismus über. Die „Evangelische Gesellschaft“, die sich seit 1848 der Mission in Deutschland widmete, hatte als Ziel die Sammlung der „Kerngemeinde“ entschiedener Christen unabhängig von der verfassten Kirche, wenn auch in die Kirche wirkend. Hier war Gauger für die Verlagsarbeit und die so genannte Schriftenmission zuständig. Die bedeutete ein starkes Engagement für die Erbauungszeitschriften der „Evangelischen Gesellschaft“ wie „Licht und Kraft“ und die „Mitteilungen“, doch vor allem für das Blatt „Licht und Leben“, das den Horizont der Gemeinschaftsleute erweiterte und ihn in ganz Deutschland bekannt machte. Darüber hinaus fand seit 1923 Gaugers Monatsblatt „Gotthardbriefe“ mehrere tausend Leserinnen und Leser. In ihnen wurden die brennenden politischen Fragen der Zeit von einem christlich-konservativen Standpunkt aus betrachtet. Der musikalisch begabte Gauger trat darüber hinaus mit christlichen Liedsammlungen hervor, wie etwa dem „Evangelischen Psalter“ von 1930. Zentrale Themen in der Publizistik der „Evangelischen Gesellschaft“ waren die charismatischen Bewegungen seiner Zeit, die liberale Theologie insbesondere im Fall des Kölner Pfarrers Karl Jatho und die Bedeutung des Bekenntnisses in der Kirche. Gauger faszinierte seine Zeitgenossen mit Berichten über seine Reisen, die ihn nach Italien und Ägypten, aber auch nach Palästina führten. In diesen bebilderten Bändchen y schwärmte er etwa von Rom, das allerorten Kunst und Geschichte im Überfluss biete, aber auch vom „Morgenland“, das sich ihm in Ägypten darbot. Er bot Blicke auf die ägyptische Moderne mit einer Schilderung des Staudamms von Makwar, aber auch den Pyramiden Tribut zollte.Politisch engagierte sich Gauger in Wuppertal mit der Gründung der „Freien Evangelischen Wahlvereinigung“ im Jahre 1930, die bei der Kommunalwahl in Wuppertal 13.000 Stimmen auf sich vereinigte und als Fraktion in das Stadtparlament einziehen konnte. Schon 1932 warnte Gauger vor dem Nationalsozialismus, weil er „durch seinen Rassebegriff seine Religion und seine Weltanschauung bestimmen lasse“. Die eindeutige Stellungnahme Gaugers für die Bekennende Kirche nach 1933 führte zu schweren Konflikten mit dem nationalsozialistischen Regime. Seine offene Rede in „Licht und Leben“ brachte ihm Haussuchungen, Verhaftungen und weitere Schikanen ein. Er wurde aus dr Reichsschrifttumkammer ausgeschlossen. 1938 wurde „Licht und Leben“ verboten. Am 1. Februar 1939 starb Gauger in Elberfeld.

Erstabdruck in: Württembergergische Biographien unter Einbeziehung Hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band I. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Maria Magdalena Rückert, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2006. Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung.

Aktualisiert am: 06.03.2024