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Von: Butz, Andreas
Inhaltsverzeichnis
Eugen Schmid (1867-1949)
1: Familienverhältnisse
V Karl S. (19.4.1828-7.1900), Rechnungsrat. M Pauline Katharine, geb. Litzenmayer (*22.11.1841). G Paul Ernst (1.11.1868-16.3.1869), Otto (*23.2.1870), Mathilde (*31.5.1871), Emil (*10.3.1873), Martha Luise (*11.11.1875), Karl Hermann (17.10.1876). ∞ 24.4.1897 Cécile, geb. Hafner (1.4.1871-19.7.1955), Tochter des Bundesrichters Heinrich Hafner. K Otto (* 28.2.1899), Irene (*3.6.1901), Eugenie (*8.12.1903).
2: Biographische Würdigung
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Eugen Schmid (1880-1960), um 1902
Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, Nr. 4210. Fotograf: C. Stichaner, Ulm
S. wurde am 18. Oktober 1867 als erstes von insgesamt sechs Kindern in Friedrichstal bei Baiersbronn im Schwarzwald geboren. Sein Vater war in der Verwaltung des dortigen Hüttenwerks beschäftigt, von wo er 1878 in das Werk zu Wasseralfingen versetzt wurde. Auch wurde ihm dann noch der Titel eines Rechnungsrats verliehen. Für S. bedeutete das den ersten Wohnortwechsel, sowie den Wechsel von der Baiersbronner Realschule auf die Lateinschule in Aalen. Nachdem er das Landexamen bestanden hatte besuchte er die niederen theologischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren. Er war nun zum Studium der Theologie und dem Beruf des Pfarrers bestimmt. Nach bestandener Konkursprüfung erhielt S. die staatliche Erlaubnis zum Studium der Theologie im Tübinger Stift. Dort leistete er von Herbst 1885 bis 1886 zunächst seinen militärischen Dienst als Einjährig-Freiwilliger und konnte sich dann seinen Studien widmen. Nach Abschluss seiner universitären Ausbildung wirkte er im unständigen Dienst als Vikar und als Pfarrverweser in Plattenhardt, Göttingen bei Ulm, Cannstatt, Weingarten, Essingen und in Friedrichshafen. Ihm wurde ein Staatsbeitrag für eine wissenschaftliche Reise gewährt, die ihn im Wintersemester 1892/1893 nach Berlin führte. Das Ziel dieser Reise war es vor allem, an Lehrveranstaltungen bei den damals bedeutenden Theologen Harnack und Kaftan teilzunehmen. 1896 promovierte er in Tübingen zum Dr. phil. mit einer Arbeit über den württembergischen Philosophen Johann Christoph Schwab. Im Jahr darauf, als durch seine erste ständige Anstellung die äußeren Verhältnisse gesichert waren, verehelichte er sich mit seiner Frau, die aus Lausanne in der französischen Schweiz stammte. Nach Pfarrdiensten auf den zweiten Pfarrstellen in Brackenheim und in Heidenheim, wo er auch Bezirksschulinspektor war, erfolgte im Jahr 1908 seine Ernennung zum Dekan von Herrenberg. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1934 wirkte er auf dieser verantwortungsvollen Stelle. Allerdings versah er dort seinen Dienst auch noch über seine Versetzung in den Ruhestand hinaus bis Januar 1935 weiter. Seine letzten Jahre verbrachte er in seinem Haus in Vaihingen auf dem Fildern. Auch hier war er noch tätig, etwa als Aushilfslehrer an der dortigen Oberschule, sowie durch weitere schriftstellerische Arbeiten.
S., dessen Interesse zunächst eher der Philosophie galt, beschäftigte sich spätestens ab 1899 mit Fragen der württembergischen Schulgeschichte. Dieses Thema sollte sich zum Schwerpunkt seines Forschungsinteresses entwickeln und seine diesbezüglichen Arbeiten sind nach wie vor von Bedeutung. Seine ersten Aufsätze zu diesen Fragestellungen erschienen im Jahr 1900. Umfangreichere Veröffentlichungen folgten. Das erste größere Werk behandelte die Geschichte des Religionsunterrichts in der evangelischen Volksschule Württembergs im neunzehnten Jahrhundert. Nur zwei Jahre später erschien bereits der erste von zwei Bänden, die das württembergische Volksschulwesen umfassend darstellen sollten, und die von der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte herausgegeben wurden. Dieser Band schildert in großem Bogen die Entwicklung des Schulwesens in Altwürttemberg, ausgehend von seinen Anfängen im Mittelalter, über seine Beförderung im Reformationszeitalter bis hin zum Ende des alten Reiches 1806. In dem umfangreichen und detaillierten Folgeband stellte er die weitere historische und rechtliche Entwicklung bis 1910 dar, sowie auch die Einrichtung der verschiedenen nun entstehenden Lehrerseminare. Diese Arbeiten gelten heute noch als die „klassischen“ Werke zur Geschichte des deutschen Schulwesens in Altwürttemberg, und S. als ein ausgezeichneter Kenner der Quellenlage zu diesem speziellen Thema, auch wenn die Werke – trotz der offensichtlich umfassenden Arbeit an den Quellen - nicht allen wissenschaftlichen Standards genügen. Bereits 1936, ein Jahr nach seinem Umzug nach Vaihingen auf den Fildern, wo er seinen Ruhestand verbrachte, erschien die Ortsgeschichte Vaihingens aus seiner Feder. Als Motiv für die Arbeit an diesem lokalgeschichtlichen Werk, das nach wie vor die maßgebliche Veröffentlichung zur Geschichte dieses heutigen Stuttgarter Ortsteils ist, nannte er den Wunsch, so mit seinem neuen Wohnort bekannt und in ihm heimisch zu werden. Am 18. April 1949 verstarb er in Stuttgart-Vaihingen.
Erstabdruck in: Württembergische Biographien unter Einbeziehung Hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band II. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Maria Magdalena Rückert, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2011. Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung.
Aktualisiert am: 04.06.2024
Bildnachweise
Zitierweise
https://wkgo.de/cms/article/index/schmid-eugen (Permalink)
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